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Sanieren um jeden Preis
Der Fall Andritz - und nicht nur er wirft erneut die Frage nach der Managerverantwortung auf. Diese wird offenbar kleiner, je größer die in Frage stehenden Summen sind.
Der Fall Andritz - und nicht nur er wirft erneut die Frage nach der Managerverantwortung auf. Diese wird offenbar kleiner, je größer die in Frage stehenden Summen sind.
„Der ist ein gebrochener Mann. Er hat sein möglichstes getan, aber er war eben ein Techniker und kein Kaufmann ..." In der Creditanstalt Bankverein (CA), Mehrheitseigentümer der Grazer Maschinenfabrik Andritz, hat man den ehemaligen Vorstands-
Vorsitzenden Robert Scheriau, der im Sommer dieses Jahres zum Rücktritt veranlaßt wurde, bereits zu den Akten gelegt.
In den letzten drei Jahren hat der renommierte Anlagenbauer unter Scheriaus Führung 3,45 Milliarden Schilling Verluste angehäuft, die nun großteils aus Budgetmitteln abgedeckt werden sollen. Böswillige Kritiker haben daher in der letzten Zeit behauptet, daß nach der zweitgrößten staatlichen Bank des Landes, der Länderbank, nun auch die größte, die Creditanstalt vor dem Bankrott gerettet werden müsse.
Tatsächlich reiht sich Andritz von der Verlusthöhe durchaus würdig in die Sanierungsfälle der letzten Jahre. Die österreichische Klimatechnik (ÖKG) mußte mit 2,8 Milliarden Passiva den Konkurs anmelden, Eumig mit zwei Milliarden.
Die Wirtschaftsexperten trommeln wie üblich ein eifriges „Der Kranke wird durchkommen." Verschiedentlich war auch bereits über die Sanierungspläne des neuen Vorstandsvorsitzenden
Rolf Dieter Pfeiffer, der von der AEG kommt, zu lesen.
Der tatsächliche Unterschied dürfte aber eher darin liegen, daß es sich bei Andritz um einen Betrieb handelt, der im Eigentum der Bank ist. Sanierungsspezialist Herwig Hutterer von der Finanzierungsgarantiegesellschaft: „Ein Unternehmen dieser Größenordnung kann man nicht einfach in Konkurs gehen lassen."
Wie oft hat man dergleichen in den letzten Jahren gehört. Dahinter steht freilich einmal mehr die Frage: Wo liegen nun tatsächlich die Grenzen zwischen Unfähigkeit und Fahrlässigkeit eines Betriebsführers?
Bemerkenswert ist jedenfalls, daß das durch den Krieg beeinträchtigte Irak-Geschäft nicht von der Kontrollbank versichert war. Ist schon die Abdeckung von Exportflops in der Größenordnung, wie sie in Österreich betrieben wird, nicht international üblich, so sind es hingegen Exportversicherungen (deren Kosten freilich von den Prämienzahlern gedeckt werden).
Außergewöhnlich ist auch, daß ein Anlagenbauer wie Andritz, der zahllose Unterlieferanten beschäftigte, kein funktionierendes Controlling (ständige Kostenkontrolle) hatte. Dies verlautet jedenfalls aus der CA.
Die Rechtslage nach dem Aktiengesetz ist klar. Drei Gründe können zu einer vorzeitigen Entlassung des Vorstands führen: grobe Pflichtverletzung, Unfähigkeit zur ordnungsgemäßen
Geschäftsführung, und Abberufung durch die Hauptversammlung der Aktionäre.
Im Gesetz wird ferner auch ein Katalog von Themen zwingend vorgeschrieben, zu denen der Vorstand den Aufsichtsrat befragen muß. Hiezu zählen unter anderem Kredite und Investitionen ab einer bestimmten Höhe (die im Einzelfall festzulegen ist). „Alles Dinge, die bereits bisher für ein ordentliches Unternehmen eine Selbstverständlichkeit waren", meint ein Jurist dazu.
So liegt es offenbar einmal mehr an den Menschen selbst, wenn Fehlleistungen dieser Größenordnung entstehen. Die Kontrollstrukturen sind vorhanden, aber wenn es darauf ankommt, üben sich die Verantwortlichen offenkundig in Vogel-Strauß-Politik.
Daß Banken durch die allgemeine Kapitalauszehrung von Firmenzusammenbrüchen stärker als bisher in Mitleidenschaft gezogen werden, ist kein österreichisches Phänomen. In den USA gab es heuer bereits 43 Zusammenbrüche von Geldinstituten. Umso wichtiger ist es, daß die Entscheidungsträger endlich, statt wenn es zu spät ist, nach Staatszuschüssen zu rufen, verantwortungsbewußter agieren.
Zurücktreten, absägen, verschwinden lassen — im Fall Andritz ersetzte zwischenzeitlich Guido Schmidt-Chiari Wolfgang Feyl im Aufsichtsratsvorsitz -scheint als Lösung nicht mehr ausreichend.
Die neue Sparkassen-Versicherung, die den Einstieg der Sparkassen in die Eigenvorsorge im Rahmen der Lebensversicherung ermöglichen soll, wird im kommenden Jahr starten. Die Poliz-zen werden an den Schaltern der Filialen verkauft.
Umweltschutz auf Gemeindeebene, erklärte der niederösterreichische Landtagspräsident Ferdinand Reiter, sei eine Finanzierungsfrage, da 90 Milliarden Schulden der Gemeinden einem Investitionsbedarf von fast 60 Milliarden Schilling zwischen 1982 und 1985 gegenüberstehen.
Die Semperit AG, Konzerntochter der Creditanstalt, wird das Jahr 1984 mit einem Verlust von 50 bis 100 Mülio-nen Schilling abschließen, verlautet aus der CA. Dies bedeutet gegenüber 1983 (141 Millionen Schilling) eine deutliche Reduktion.
Das Brutto-Ausgabevolu-
men für den österreichischen Kapitalmarkt erreichte heuer lediglich die Hälfte des Vorjahreswertes, erklärte Girozentrale-Generaldirektor Karl Pale. Der Genußscheinabsatz dürfte heuer bereits höher liegen als die Anleihezeichnungen der Privatanleger.
Die Computer-, Betriebswirtschaft- und Management-Service GesmbH (CBM), eine hundertprozentige Tochter der Ersten österreichischen Spar-Casse, ist IBM-Händler für den Personal-Computer geworden.
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