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Eh genug Geld?”

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Die Auswirkungen, die ein Konkurs der Maschinenfabrik Andritz auf die Zukunft des österreichischen Anlagenbaus, aber auch auf die Bilanz des Mehrheitsaktionärs, der Creditanstalt, gehabt hätte, macht selbst eine so enorme Subvention aus dem Steuertopf, wie es die jüngst beschlossenen 2£ Milliarden Schilling sind (das entspricht immerhin einem Tausender pro Steuerzahler!), verständlich. Unverständlich bleiben für mich, ohne daß ich jetzt eine fruchtlose Suche nach den Schuldigen starten möchte, zwei Punkte:

Wie konnte es wenige Jahre nach der Eumig- und Klimatechnik-Pleite der Länderbank schon wieder zu einem derart spektakulären Sanierungsfall im Bereich einer verstaatlichten Bank kommen? Um so mehr, als, anders als bei Eumig und Klimatechnik, das betroffene Unternehmen nicht nur Kreditnehmer der Bank ist, sondern zum Konzern gehört.

Zweitens fragt man sich aber, wie ein Unternehmen dieser Größenordnung überhaupt in so relativ kurzer Zeit derartige Verluste produzieren konnte. So unerfreulich auch bei der VOEST ein Jahresverlust von zwei Milliarden Schilling ist — bei knapp 40.000 Beschäftigten kann man sich das immerhin noch vorstellen. Wie aber die nur rund 2000 Beschäftigten bei Andritz bei einem Jahresumsatz von etwa 2$ Milliarden Schilling in nur drei Jahren Verluste von 3jl Milliarden Schilling (davon 1983 1,4 Milliarden und 1984 1J Milliarden) anhäufen konnten (das sind 1,6 Millionen pro Kopf!), und das noch ohne sofortigen Alarmruf aus der Konzernzentrale, bleibt mir rätselhaft.

Ich teile zwar die Meinung von Finanzminister Vranitzky, daß das Funktionieren eines Betriebes nicht grundsätzlich davon abhängt, wem er gehört. Einen gewissen Einfluß dürfte die Eigentümerfrage aber wohl doch haben. Vor allem bei der Frage, wie schnell auf unerfreuliche Entwicklungen reagiert wird.

Ich bin deshalb grundsätzlich der Meinung des CA-Aufsichtsratvorsitzenden, daß Banken keine wesentlichen Industriebeteiligungen haben sollten. Übrigens auch private Banken nicht: Banken haben, wie die Erfahrungen einer renommierten Wiener Privatbank mit einer Brotfabrik zeigten, grundsätzlich Nachteile bei der Sanierung eines Unternehmens: Sie sind meistens gleichzeitig auch Kreditgeber und tun sich in der Öffentlichkeit mit harten Reformmaßnahmen weit schwerer als andere Aktionäre, weil sie ja in den Augen der Öffentlichkeit „eh genug Geld” haben.

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