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Oberösterreichs Raiffeisenkassen

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' Das Land Obwrösterreicrr umfaßt 445 Gemeiinlem In 296 von ihnen befindet sich eine Kreditgenossenschaft nach dem System Raiffeisen, die sich über eine Gemeinde, in der die Raiffeisenkasse ihren Sitz hat, oder über ihre nähere Umgebung erstreckt.

Die Kassen verfügten zum 30. Juni 1960 über 1299,6 Millionen Schilling Einlagen. Von diesen entfielen 1182,5 Millionen Schilling auf Spar- und 117,1 Millionen Schilling auf Giroeinlagen, so daß eine Raiffeisenkasse einen Einlagenstand von durchschnittlich 4,390.000 S aufgewiesen hat. Die Raiff-eisenkassen sind größtenteils ländliche Geldinstitute, die weithin über das flache Land mit überwiegend bäuerlicher Bevölkerung verstreut sind, das in seinem wirtschaftlichen Ertrag im allgemeinen stark gegenüber mehr industriell und gewerblich orientierten Gebieten nachhinkt.

Raiffeisenkassen, deren Sitz in diesen Teilen des Landes gelegen ist, verfügen denn auch über Einlagen, die den Durchschnitt weit übersteigen. So haben von den oberösterreichischen Raiffeisenkassen zum 30. Juni dieses Jahres 3 Kassen mehr als 20 Millionen Schilling, 15 Kassen mehr als 10 bis 20 Millionen Schilling und 63 Kassen mehr als 5 bis 10 Millionen Schilling Einlagen aufgewiesen, die hauptsächlich in wirtschaftlich ertragreicheren Gegenden mit verschiedenen Berufsschichtungen gelegen sind.

Angesichts der geographischen Lage der ländlichen Krcditge rsseTi clrafttT wr4h bedeutender, da die Raiffeisenkassen zum Beispiel im Vergleich zu den gut sitüi'erten oberösterreichischen i Sparkassen, die sich in den Städten oder Märkten befinden, die gleichzeitig der Sitz einer Bezirksver-waltungsb'ehörde oder eines Bezirksgerichtes sind, zum 31. März 1960, mit Ausnahme der Allgemeinen Sparkasse Linz, über 3 5,5 Millionen Schilling mehr an Spareinlagen verfügten. Der Unterschied in den Giroeinlagen betrug allerdings 177,2 Millionen Schilling zugunsten der Sparkassen, was aber mit Rücksicht auf einen viel größeren städtischen Einschlag und ihre bedeutend größere gewerbliche und industrielle Ausrichtung ohne weiteres begreiflich ist. Die Raiffeisenkassen, die nach ihren Statuten nur Kredite an Mitglieder innerhalb ihres Einzugsbereiches gewähren dürfen, bezwecken in erster Linie die Förderung des Erwerbes und der Wirtschaft dieser Personen mittels Kreditgewährung. Entsprechend der Größenordnung der Raiffeisenkassen stammen die Mitglieder, deren Stand zum 31. Dezember 1959 rund 90.900 Personen zählte, hauptsächlich aus wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreisen.

Die zum 30. Juni i960 aushaftenden Kredite der Kassen erreichten eine Globalsumme von insgesamt 867,8 Millionen Schilling, die sich auf rund 62.250 Konten aufteilte, so daß der einzelne Kredit eine durchschnittliche Höhe von rund 13.900 S aufgewiesen hat. Der durchschnittliche Zinssatz beträgt 7,5 Prozent netto, ohne Provisionen und Spesen, die von anderen Geldinstituten zumeist verrechnet werden. Das Gesamtkreditvolumen haftete zu 51 Prozent an die Landwirtschaft, zu 33 Prozent an Betriebe, welche der Kammer der gewerblichen Wirtschaft angehören, zu 15 Prozent an Selbsttätige und Arbeiter und zu 1 Prozent an sonstige Schuldner aus.

Als Girozentrale bzw. Geldausgleichstelle der oberösterreichischen Raiffeisenkassen fungiert die Oberösterreichische Raiffeisen-Zentralkasse, die inklusive der Zwischenbankeinlagen der' ihr angeschlossenen Kreditgenossenschaften zum 30. Juni 1960 über 517,2 Millionen Schilling Einlagen verfügte. Die bei ihr aushaften den Kredite betrugen zum selben Stichtag insgesamt rund 259,6 Millionen Schilling, die hauptsächlich an landwirtschaftliche Genossenschaften, insbesondere an Lagerhaus- und Molkereigenossenschaften, verausgabt waren.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Zentralkasse zählt der Ausbau und die Modernisierung der Raiff-, eisenkassen. Diese sind gerade in der heutigen Zeit, in der sich die Verhältnisse am Geld- und Kreditsektor auf dem Lande immer mehr denen der Stadt anpassen, von besonderer Bedeutung. Da der bargeldlose Zahlungsverkehr auf dem Lande immer dichter und die Zahlungsfähigkeit immer größer wird, müssen immer mehr Raiffeisenkassen zu hauptberuflich geführten Kassen ausgebaut werden.

Aber auch Kassenräume müssen vielfach neu geschaffen, vergrößert oder neu adaptiert werden. So wurden zum Jahresende 1959 von den 296 Raiffeisenkassen in Oberösterreich bereits 125 von hauptberuflich tätigen Angestellten geführt.

47 Kassen hatten in den beiden letzten Jahren größere Baumaßnahmen in Angriff genommen beziehungsweise vollendet:. 17 Kassen haben mit dem Bau von neuen Raiffeisenkassejigebäuden begonnen bzw. neue Kassengebäude bezogen.

Während die Neubesetzung der Kassenleiterposten 1 zürnet mir'km Wr ätttlläWe errofgwefre Ambilihing haoptbewifliek tati gen Kas-senleiter sorgt, wird den Raiffeisenkassen für die ^Durchführung yöbli'; Bäümaßnahnten ein Architekt '.'tön. der Zenträlkasse 'zur Verfügung - gestellt.

Aus der Einlagen- und Kreditstatistik geht hervor, daß die Raiffeisenkasserrorgänisafioh zu einem maßgeblichen Winschaftsfaktör im Lande Oberösterreich geworden ist.

Darüber hinaus sind die Raiffeisenkassen aber auch gesellschaftspolitisch von großem Wert. Sie sind als Kreditgenossenschaften Selbstverwaltungseinrichtungen ihrer Mitglieder, die in Oberösterreich zumeist unbeschränkt für ihre Kreditgenossenschaft mit ihrem Vermögen haften.

Infolge ihres verhältnismäßig kleinen Einzugs-bereiches zeichnen sich die Kassen durch eine große Kundennähe aus und ist der persönliche Kontakt zwischen den Mitgliedern untereinander und zwischen den Mitgliedern und der Leitung der Kasse stark ausgeprägt. Dadurch wird das Verständnis für die gegenseitigen Belange geweckt und wird bis zu einem gewissen Grad die Überschaubarkeit und Beurteilungsmöglichkeit des Geschäftsbetriebes der Kasse für die Mitglieder der Kreditgenossenschaft gewahrt.

Dies ist aber nicht nur die Voraussetzung, daß das Interesse der Mitglieder an ihrer Kasse erhalten bleibt, sondern bildet gleichzeitig die Grundlage für das so notwendige Verantwortungsgefühl, das mit der Selbstverwaltung untrennbar verbunden ist.

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