6864613-1977_49_24.jpg
Digital In Arbeit

Ein wichtiger Partner der Landwirtschaft

Werbung
Werbung
Werbung

Vor mehr als 90 Jahren wurde in Mühldorf bei Spitz, am Rande, der Wachau, die erste Raiffeisenkasse auf dem Gebiet des heutigen Österreichs gegründet Damit war der Auftakt zu einer Entwicklung gegeben worden, von der auch der größte Optimist nicht einmal zu träumen wagte.

Raiffeisen in Österreich umfaßt über 3000 Genossenschaften mit 1,9 Millionen Mitgliedern, die von mehr als 70.000 gewählten Funktionären, Arbeitern und Angestellten verwaltet werden.

Ohne Übertreibung kann gesagt werden, daß Raiffeisen aus der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken ist

In der Geldwirtschaft kommt Raiffeisen mit seinem dichten Netz von 565 Bankstellen eine hervorragende Bedeutung zu: Die Raiffeisenkassen erfüllen eine wichtige Aufgabe als Nahversorger der Bevölkerung mit Bankdienstleistungen, da auch in kleinen Kassen oder Zweigstellen, die aus ökonomischer Sicht nicht besonders interessant sind, der Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten wird.

Mehr als ein Drittel der Einlagen werden von den Raiffeisenkassen und Raiffeisenbanken verwaltet, mehr als ein Viertel der Kredite von den Instituten mit dem Giebelkreuz vergeben.

Als Banken des Mittelstandes gehen die Kredite überwiegend an Gewerbetreibende, Unselbständige und an die Land- und Forstwirtschaft, ein getreues Spiegelbild der in den letzten Jahren eingetretenen Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur und des universellen Charakters der heutigen Raiffeisenkassen. Darüber hinaus ist jede Raiffeisenkasse imstande, jede Bankdienstleistung anzubieten, denn im Rahmen des genossenschaftlichen Verbundsystems kann jede Aufgabe erfüllt werden: Entweder selbständig, oder durch die’ Landeszentrale, die Raiffeisen-Zentralkasse Niederöster- reich-Wien oder durch die Bundeszentrale, die Genossenschaftliche Zentralbank.

z Geld und Kredit ist aber nur eine Gruppe der Raiffeisen-Genossenschaften. Ein- und Verkaufsgenossenschaften sowie Verarbeitungs- und Vermarktungsgenossenschaften sind weitere Betriebszweige, die in Zusammenhang mit der Geldseite die volkswirtschaftlich und staatspolitisch so bedeutsame Aufrechterhaltung der Ernährungssicherheit unseres Landes garantieren.

Die 63 Raiffeisen-Lagerhäuser mit ihren 473 Betriebsstätten erzielten im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von mehr als 8 Milliarden Schilling.

Die Vermarktung von Brotgetreide setzt umfangreiche Bearbeitungs- und Lagereinrichtungen voraus. Während in anderen westeuropäischen Staaten diese Lager zum Großteil vom Staat errichtet wurden, haben in Österreich die Raiffeisen-Lagerhäuser den Getreidelagerraum aus eigenem Antrieb errichtet.

Die niederösterreichische Lagerhausorganisation verfügt mit 191 Getreidesilos und den zugehörigen Lagerhallen über einen Getreidelagerraum von rund 650.000 Tonnen.

Der Verband ländlicher Genossenschaften als Dachorganisation der niederösterreichischen Raiffeisen- Lagerhäuser vermarktet etwa 65 Prozent des niederösterreichischen Brotgetreides, 220.000 Raummeter Industrieholz, 40.000 Kubikmeter Schnittholz und 16.000 Tonnen Preßobst pro Jahr. Im Geschäftsjahr 1975/76 erzielte der Verband einen Umsatz von nahezu 7 Milliarden Schilling.

Die 20 niederösterreichischen Molkereigenossenschaften übernahmen 1976 rund 457.000 Tonnen Milch, der Umsatz betrug 3,5 Milliarden Schilling. Milch ist zwar in Abwandlung des klassischen Faust-Zitates ein ganz besonderer Saft, in Niederösterreich kommt aber auch dem Wein besondere Bedeutung zu. Raiffeisen ist hier ebenfalls sehr stark vertreten: Die 16 niederösterreichischen Winzergenossenschaften übernehmen im Jahre

1976 zusammen mit dem Verband niederösterreichischer Winzergenossenschaften 48 Millionen Kilogramm Lesegut und erreichten einen Umsatz von 467 Millionen Schilling.

In diesem Zusammenhang müssen auch die genossenschaftlichen Industrien erwähnt werden. Zu den wichtigsten Bodenprodukten Niederösterreichs zählen Zuckerrübe und Kartoffel. Durch die Zentralkasse Niederösterreich-Wien ist Raiffeisen an zwei Zuckerfabriken und zwei Stärkefabriken maßgeblich beteiligt und sichert auf diese Weise der Landwirtschaft entsprechende Absatzmöglichkeiten.

Zu diesen direkten, wirtschaftlichen

Leistungen der Raiffeisenbewegung in Niederösterreich kommt aber noch eine andere wesentliche Komponente, die dem Wirken und Schaffen der Raiffeisenleute zugrunde liegt. Das Bewußtsein, einer Idee zu dienen, die wirtschaftliche Kraft nicht als Selbstzweck und Machtinstrument ansieht, sondern ausschließlich zur Förderung der Unabhängigkeit des einzelnen - in materieller und geistiger Hinsicht einsetzt: Die Bedeutung, die die Raiffei- senorganisation erlangen konnte, gründet sich auf das Vertrauen aller Mitglieder und Kunden, die in den Ideen Friedrich Wilhelm Raiffeisens und in der Glaubwürdigkeit deren Vertreter Garanten für wirtschaftliche und geistige Bewegungsfreiheit sehen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung