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Da für Land und Stadt

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Dank vielfältiger genossenschaftlicher Verflechtungen zwischen Nieder-österreich und Wien muß sich kein Bauer um den Verkauf, kein Städter um Versorgung kümmern.

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Dank vielfältiger genossenschaftlicher Verflechtungen zwischen Nieder-österreich und Wien muß sich kein Bauer um den Verkauf, kein Städter um Versorgung kümmern.

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Die wirtschaftliche Erfolgsbilanz von Raiffeisen in Österreich kann sich sehen lassen. Seit Jahrzehnten hat sich die Organisation zu einem immer gewichtigeren Pfeiler der gesamten Volkswirtschaft entwickelt: Jeder zweite Österreicher vertraut heute der Raiffeisen-Geldorganisation seine Ersparnisse an; sie ist heute der Financier Nummer eins des Mittelstandes, das heißt, bei der Finanzierung der Land- und Forstwirtschaft, des Gewerbes und des Fremdenverkehrs.

Diese Fakten untermauern, daß die Genossenschaftsidee, vor mehr als hundert Jahren im Kernsatz „Hilfe durch Selbsthilfe” geprägt, von einer stetig wachsenden Zahl von Menschen angenommen, geschätzt sowie getragen wird.

Die Einsicht, daß gemeinsam mehr zu erreichen ist als allein, daß der Zusammenschluß in solidarischen Gemeinschaften die Wirtschaftskraft des einzelnen Mitgliedes stärkt, hat am Beispiel Raiffeisens eine leistungsfähige, moderne Genossenschaftsstruktur entstehen lassen.

Uber die Grenzen der Bundesländer hinweg läuft ein lebhafter Geld- und Warenaustausch: in rund 50 Wirtschaftssparten sind Raiffeisengenossenschaften tätig.

Raiffeisen-Lagerhäuser übernehmen zum Beispiel die Produkte der Landwirte (etwa österreichweit an die zwei Drittel der gesamten Getreideernte), genossenschaftliche Molkereien und Käsereien sind Sammelstellen für fast 90 Prozent der Much - und helfen damit dem einzelnen Landwirt wie dem Konsumenten.

Kein Bauer muß sich um den Verkauf seiner Erzeugnisse sorgen. Kein Verbraucher braucht sich selbst um seine Versorgung zu kümmern. Am Beispiel: 1982 wurden von 20 niederösterreichischen Molkereigenossenschaften 497.500 Tonnen Much übernommen. Zur Versorgung Wiens waren davon 134.000 Tonnen in Form von Trinkmüch nötig. Aus dem Rest wurden 3.200 Tonnen Speisetopfen, 7.800 Tonnen Butter und 5.600 Tonnen Käse hergestellt, die in Österreich, aber auch im Ausland vermarktet wurden.

Dies ist nur durch einen funktionierenden Verbund der Genossenschaften möglich. Die Warengenossenschaften in Niederösterreich zum Beispiel sammeln die Produkte der Landwirte, bezahlen praktisch mit dem Geld, das die Raif f eisenlandesbank Niederösterreich-Wien zur Verfügung stellt, und sorgen auf diese Weise dafür, daß die Landwirte rasch zu ihrem Geld kommen.

Die Raiffeisen-Landesbank besorgt aber auch den Geldausgleich zwischen den 154 selbständigen Raiffeisenkassen mit 624 Bankstellen in Niederösterreich und den 43 Bankstellen der Raiff-eisenbank Wien. Die Raiffeisen-landesbank erfüllt alle Aufgaben, die einzelne Mitglieder nicht oder nur mit höherem Aufwand realisieren könnten.

Da ihre selbständigen Mitglieder jedoch nicht nur aus dem Geldsektor, sondern auch dem Waren- und Verwertungssektor und der genossenschaftlichen Industrie stammen, ist sie das Bindeglied zwischen allen rund 900 Raiffeisengenossenschaften Niederösterreichs und Wiens, mit rund 1.700 Betriebsstellen und über 630.000 Mitgliedern.

Die Tätigkeit beschränkt sich aber nicht nur auf die Finanzierung der Genossenschaften, denn die Raiffeisenbewegung beschränkt sich nicht allein auf wirtschaftliche Ziele. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht das Mitglied als Mensch und dessen Anspruch auf persönliche und materielle Selbstverwirklichung.

Dies erfordert eine kraftvolle Interessenvertretung genauso wie den Austausch ideeller und kultureller Werte über Landesgrenzen hinweg. Speziell in einer Zeit, in der es überall Konzentrations- und Nivellierungstenden-zen gibt, ist dies eine herausragende Aufgabe.

Der Autor, Diplom-Volkswirt Ernst Karner, ist Generaldirektor der Raiffeisenlandes-bank Niederösterreich und Wien.

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