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Der Brunnen von Mühldorf
In der Wachau, in Mühldorf bei Spitz, steht seit kurzem ein Brunnen, der „Raiffeisenbrunnen“, Sinnbild einer bedeutenden wirtschaftlichen ländlichen Bewegung, die demnächst ihren 75. Geburtstag begeht.
Am 4. Dezember 1886 haben 90 Bauern, Gewerbetreibende und Arbeiter in Mühldorf die erste Räiff- eisenkasse gegründet. Diese 90 Männer haben den Grundstein für die ländliche Kreditorganisation gelegt: heute gehören den 1754 Raiffeisenkassen in Österreich mehr als eine halbe Million Mitglieder an. 670 Raiffeisenkassen sind täglich geöffnet. Die Raisseifenkassen verwalten heute rund 6,3 Milliarden Schilling Spareinlagen von 1,250.000 Sparern. Sie stellen 270.000 Kreditnehmern aller Berufs- und Bevölkerungsschichten des selbständigen und unselbständigen Mittelstandes, Bauern, Handwerkern, Gewerbetreibenden, Arbeitern, Angestellten usw. insgesamt 6,8 Milliarden Schilling an Krediten zur Verfügung. Die Landeszentralkassen sind in ihrem Spitzeninstitut, der Genossenschaftlichen Zentralbank AG. in Wien, zusammengefaßt.
Nach den ersten Raiffeisenkassen wurden Ein- und Verkaufsgenossenschaften, Molkerei-, Winzer-, Viehver- wertungs- und viele andere Genossenschaften errichtet. Die mehr als 4000
ländlichen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Österreichs standen bis 1950 im Dienste von rund 823.000 Mitgliedern, bis heute — also innerhalb von elf Jahren — ist diese Zahl auf mehr als 1,2 Millionen gestiegen.
Immer wieder betonen führende Staatsmänner, daß ohne die Genossenschaften eine erfolgreiche Agrarpolitik unmöglich ist und daß die Existenz und die Produktionskraft der Landwirtschaft auch in Zukunft von leistungsfähigen Genossenschaften ab- hängen werden.
In klugen Worten hat auch der Stadtpfarrer von Melk, Propst Edelhauser, bei der Brunnenweihe diese Aufgaben formuliert: „Die heutigen Menschen brauchen die großen Zusammenschlüsse, um den Anforderungen unserer Zeit entsprechen zu können. Die großen Organisationen sind aber nicht das Letzte. Wir brauchen das lebendige Wasser des Geistes. Der Brunnen soll uns sagen, daß es letzten Endes um das Verhältnis von Mensch zu Mensch, von Bruder zu Bruder, geht.“
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