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Bankhäuser und Bankiers waren ursprünglich Kreditinstitute, die zur Gänze im Eigentum persönlich haftender Gesellschafter standen. Den Bankiers in Rock und Stehkragen gehörte das Geld, das sie demjenigen borgten, der ihnen das meiste dafür bot.

Im Lauf der Jahrzehnte machte diese Gruppe eine bewegte Geschichte durch. Einige verschwanden überhaupt ohne großes Aufsehen, andere gingen durch Neugründungen und Beteiligungen in anderen Banken auf.

Die überlebenden und neugegründeten Bankhäuser präsentieren sich heute als recht kleine, aber heterogene Gruppe. Die meisten sind Universalbanken, die alle Bereiche des Geschäftes abdek-ken. Sie machen Vermögensberatung ebenso wie die klassischen Kommerzgeschäfte mit Kontokorrent-, Privat- und Kleinkrediten, Wohnbau- und Auslandsfinanzierungen.

Das älteste Bankhaus ist Carl Spängier & Co. in Salzburg. Obwohl altehrwürdig, macht das Bankhaus seine Geschäfte keineswegs in den Räumlichkeiten eines ebenso ehrwürdigen Hauses bei Zigarren und einem Glas Cognac. Im Gegenteil: Im nicht gerade auffälligen Geschäftslokal stehen neben betuchten Kunden auch Touristen, die nur schnell Geld wechseln wollen.

Es spiegelt sich überhaupt die Wirtschaftsstruktur Salzburgs im Bankhaus Carl Spängier & Co.wider. 85 Prozent der Betriebe dieses Bundeslandes haben nicht mehr als zehn Arbeitnehmer. Kleine und mittlere Unternehmen dominieren neben einigen betuchten Großanlegern auch die Kundenstruktur der Salzburger Bank. Diese Kleinheit, auf die das Bankhaus seit langen Jahren zugeschnitten ist, sichert ihr nach eigenen Angaben gleichzeitig das Uberleben. Sie konnte und wollte sich daher gar nicht auf wenige Kunden spezialisieren.

Bedingt durch die Nähe zur Bundesrepublik dominiert bei Spängier natürlich das Auslandsgeschäft.

Schon äußerlich präsentiert sich in Wien die Bank Gebrüder Gutmann Nfg. Aktiengesellschaft ganz anders. Sie sieht sich als spezialisierte Bank nach Schweizer Muster. Ihre Angebote sind daher auch nur für bestimmte, geldkräftige Kundengruppen interessant. 70 Prozent der Kunden, heißt es, kommen aufgrund von Empfehlungen, um ihr Vermögen bei den Gebrüdern Gutmann vermehren zu lassen. Die restlichen Klienten werden durch gezielte Werbeaktionen gewonnen.

Im Wiener Raum ist das älteste Bankhaus Schelhammer & Schatten (1832, im Gründungsjahr,nahm gerade die Pferdebahn Linz-Budweis, die erste Schienenbahn Europas, ihren Betrieb auf...).

Das Naheverhältnis des Bankhauses zur Kirche ist bekannt. Nicht nur, weil zu den ersten Aktivitäten nach dem Krieg gehörte, Geld für den Wiederaufbau des Stephansdomes zu mobilisieren. (Die ersten Wiederaufbaulose gab es übrigens schon 1945 für 20 Reichsmark.) Auch Schelhammer & Schattera hat im Lauf seiner bewegten Geschichte weder Namen noch Gesellschaftsform geändert, kein Interessent hatte den Fuß in der Tür des Bankhauses.

Schelhammer überstand beispielsweise den großen Börsekrach von 1873, als eine große Zahl von Aktionären in Panik geriet. Immer größer wurde der Umlauf der Banknoten, eine Folge des damaligen großen Finanzbedarfes des Staates. Als die Kurse ins Bodenlose stürzten, fiel auch eine Reihe von Banken wie Kartenhäuser zusammen. So überlebte auf dem Wiener Platz nicht einmal ein Viertel den großen Krach

Der heutige Standort in der Wiener Innenstadt begünstigt natürlich das Geschäft des Bankhauses mit Reisezahlungsmitteln. Schelhammer besitzt auch Wechselstuben in den Betrieben der österreichischen Spielbanken AG. Seit jeher liegt der Schwerpunkt dieser Universalbank beim Wertpapiergeschäft. Die Bilanz zeigt, daß der Bereich ungefähr den Stellenwert einnimmt, den in Großbanken das Auslandsgeschäft hat: 30 bis 40 Prozent des Bilanzvolumens. Für rund drei Milliarden liegen Wertpapiere im Depot Schelhammers.

Auch das Wiener Bankhaus Feichtner & Co. AG hat eine traditionsreiche Vergangenheit. Es wurde 1878 gegründet. Bis in die zwanziger Jahre lag das Schwergewicht auf dem Börsegeschäft, Ende der fünfziger Jahre erfolgte eine Verlagerung in Richtung Liegenschaftsfinanzierung, Abwicklung von Hypothekargeschäften und langfristige Investitionsfinanzierungen.

Die Wiener Meinl Bank AG versteht sich mehr vom Charakter als von der Gesellschaftsform her als Privatbank. Sie befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum der Julius Meinl AG beziehungsweise in den Händen der Familie. Präsident des Aufsichtsrates ist Meinl Vater. Vorstandsvorsitzender der Sohn. Der Onkel des Juniorchefs Thomas Meinl ist ebenfalls im Auf sichtsrat vertreten. Das wichtigste Standbein der Bank ist das Einlagengeschäft. 1,1 Milliarden Schilling und 40.000 Sparer wurden im Vorjahr ausgewiesen.

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