Ein Land der Zuwanderung

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Österreich ist ein Zuwanderungsland. Zumindest de facto. Zugegeben wurde das freilich bisher nie; obwohl seit 1945 mehr als vier Millionen Menschen eingewandert sind – die meisten davon sind weitergezogen (und haben hoffentlich gute Erinnerungen an ihren Aufenthalt mitgenommen).

Noch im Jahr 2001 lebten mehr als eine Million Menschen in Österreich, die nicht hier geboren sind. Ohne „Zuwanderung“ wäre die Bevölkerungszahl längst gesunken; diese Befürchtung hatte vor etwa 30 Jahren Politiker so sehr beunruhigt, dass Werbekampagnen gestartet wurden – so sprächen Menschen auf diese Art der Zeugungsaufforderung an…

Die „Zuwanderer“ und ihre Kinder sind inzwischen zum allergrößten Teil subjektiv gut integriert: sie können die Sprache des Landes, arbeiten, zahlen Steuern, haben einen festen Wohnsitz und Freunde. Und darunter auch österreichische.

Viele von ihnen haben auch einen Gutteil ihrer Traditionen in ihre neue Heimat mitgenommen: ihre Art Feste zu feiern, ihre Küche, ihre Sprache, ihre Religion. Integration – das sagt schon der Begriff – besteht ja nicht im Aufgeben der Heimatkultur, sondern im Zusammenführen von Teilen, aus denen ein neues Ganzes entsteht.

Völlige Anpassung zu verlangen hieße allerdings, Assimilationsdruck auszuüben. In modernen Gesellschaften sind jedoch „Mehrfachidentitäten“ zunehmend typisch. Bei den meisten „Zuwanderern“ (Ungarn, Chinesen, Franzosen, Russen, Italienern usw.) werden sie auch ohne weiteres akzeptiert. Von anderen verlangt man mehr.

Was man von allen verlangen kann, ist Loyalität gegenüber dem Staat, Anerkennung der Landesgesetze und zivilisiertes Verhalten. Das gilt auch für die sogenannte Mehrheitsbevölkerung.

* Der Autor ist Sozialforscher, GfK Austria

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