Nicht gleichberechtigt mit Lutherbibel

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Wolfgang Huber zur "Bibel in gerechter Sprache".

Die Furche: Die "Bibel in gerechter Sprache" ist zweifelsohne ein hervorstechendes Übersetzungsprojekt. Was halten Sie vom Versuch, den biblischen Texten im Wortsinn "gerecht" zu werden?

Bischof Wolfgang Huber,

Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland: Das ist eine Initiative, die ökumenisch angelegt war, auch katholische Übersetzerinnen und Übersetzer haben daran mitgewirkt, die aber einen profiliert evangelischen Ursprung hat - und zwar im Zusammenhang mit der intensiven Beschäftigung mit biblischen Texten, die charakteristisch ist für evangelische Kirchentage, die unter vier Gesichtspunkten Gerechtigkeit besonders ernst nimmt: Gerechtigkeit gegenüber dem biblischen Text, Gerechtigkeit im Verhältnis von Männern und Frauen, Gerechtigkeit gegenüber dem jüdischen Volk, Gerechtigkeit gegenüber der Nichtaussprechbarkeit des Gottesnamens in der jüdischen Überlieferung.

Allesamt hervorstechende Gerechtigkeitsprobleme für eine Bibelübersetzung. Es ist eine eindrucksvolle Leistung, dass das nun auf den ganzen biblischen Text ausgedehnt wurde.

Die Furche: Welche Rolle wird die "Bibel in gerechter Sprache" in der evangelischen Kirche spielen? Wird sie in der Liturgie eingesetzt werden? Es gab ja - zumal von evangelischen Amtsträgern in Deutschland - auch prononcierte Vorbehalte gegen das Unterfangen.

Huber: Das Projekt ist mit offenkundigen Begrenzungen verbunden. Es gibt dabei Probleme, die gar nicht gelöst werden können und die Dilemmata auch in dieser Übersetzung zur Folge haben. Deswegen heißt das Ergebnis: nützlich zu lesen und zu benutzen im Konzert anderer Bibelübersetzungen, hilfreich auch für die Arbeit mit den biblischen Texten.

Aber eine evangelische Kirche wird diesen Text nun nicht zum liturgischen Gebrauch empfehlen und nicht als gleichberechtigte Übersetzung neben die Luther-Übersetzung stellen. Sondern es ist ein sehr ehrenwerter Versuch - neben anderen.

Und man darf offen auch die Schwächen benennen, ohne dass man sich dadurch in einer generellen Weise von diesem Vorhaben distanziert.

Das Gespräch führte Otto Friedrich.

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