Energiesparen zum Nulltarif

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Beim Contracting werden alte Häuser und Anlagen saniert und Energieeinsparungen garantiert.

Energiesparen im großen Stil ist gewöhnlich zuerst einmal vor allem eines: teuer. Die oftmals enormen Ausgaben für die Sanierung von Gebäuden und Anlagen amortisieren sich erst nach Jahren, davor belasten sie das Budget.

Dass das nicht so sein muss, zeigt die Möglichkeit des Einspar-Contractings. Da ist Energiesparen trotz teilweise enormer Investitionen gratis. Kurz zusammengefasst ist Einspar-Contracting eine Drittfinanzierung für Energiesparmaßnahmen: Ein Unternehmen, der "Contractor", saniert ein Gebäude oder eine Anlage und senkt damit für den Auftraggeber die Energiekosten um einen bestimmten Prozentsatz, den er dem Auftraggeber garantiert. Das Honorar des Contractors ist während der Vertragslaufzeit von meist sieben bis zehn Jahren jener Betrag, den sich der Eigentümer des Gebäudes dank geringerer Energiekosten erspart. Liegt die Einsparung unter der garantierten Summe, erhält der Contractor entsprechend weniger Honorar. Ist die Einsparung höher, wird der Gewinn daraus meistens zwischen den Vertragspartnern aufgeteilt. Nach der Vertragslaufzeit profitiert der Gebäudeeigentümer in vollem Umfang von den Einsparungen.

Großauftrag vom Bund

Monika Auer, bei der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ögut) für Energie-Contracting zuständig, schätzt das gesamte Investitionsvolumen bisheriger Contracting-Projekte in Österreich auf rund 128 Millionen Euro. Der größte Auftraggeber ist der Bund: In einer groß angelegten Contracting-Initiative von Umwelt-und Wirtschaftsministerium sowie der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) werden derzeit auf 300 Liegenschaften mit rund 500 Gebäuden energiesparende Maßnahmen umgesetzt, vor allem in Bundesschulen und Ministerien. Durch diese Offensive können zehn Prozent der CO2-Emissionen, die BIG-Gebäude verursachen, eingespart werden. Durch weitere Sanierungen in den nächsten Jahren werden noch einmal sieben Prozent weniger CO2 anfallen. Die Energiekosten der betroffenen Gebäude lagen vor den Maßnahmen bei insgesamt 34,5 Millionen Euro jährlich, bei den derzeit schon laufenden Sanierungsprojekten werden Einsparungen von 3,4 Millionen Euro garantiert. Zusammen mit weiteren Projekten wie Kasernen, Universitäten, Justizanstalten und Museen sollen künftig insgesamt 11,4 Millionen Euro eingespart werden - und 60.500 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Kosten werden aus den Einsparungen getragen, zwanzig Prozent des eingesparten Budgets kommt den Nutzern zugute, achtzig Prozent den Contractoren, die die Maßnahmen umsetzen.

Gemeinsam lukrativ

Wie hoch die Energiekosten sein müssen, damit sich Contracting lohnen kann, lässt sich laut Monika Auer nicht genau sagen. "Früher gab es den Richtwert von 20.000 Euro jährlich", sagt sie. Allerdings könnten sich auch deutlich kleinere Objekte lohnen, wenn die Anlagen oder Gebäude so veraltet seien, dass mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand hohe Einsparungen möglich sind. Oft werden auch mehrere Gebäude zusammengenommen, um weniger lukrative Objekte mit lukrativeren gegenverrechnen zu können.

Beliebt ist diese Art der Gebäudesanierung nicht nur beim Bund. Auch die Gemeinden sind längst auf den Geschmack gekommen. Schließlich entlastet Einspar-Contracting langfristig das Budget, ohne es kurzfristig zu belasten. Erfahrung damit hat etwa die Stadtgemeinde Freistadt in Oberösterreich. Kindergarten, Hauptschule, Hallenbad, Tennishalle, Stadtbeleuchtung, Wasserpumpstation und Feuerwehrhaus wurden von der Firma ABB genau unter die Lupe genommen. Auch die Energieeffizienz des Rathauses wurde untersucht, aber "da war nichts zu machen, bei der uralten Bausubstanz. Davon haben wir dann die Finger gelassen", erzählt Martin Reindl von der Finanzabteilung von Freistadt. "Bei den anderen sieben Objekten waren Einsparungen möglich, und die Gebäude wurden entsprechend saniert." Insgesamt wurde der Gemeinde eine Energieersparnis von 24 Prozent versprochen, wobei die Einsparungen in den einzelnen Objekten sehr unterschiedlich waren. Beim Kindergarten etwa, wo die Heizung neu gebaut wurde, eine Heizungsregelung installiert wurde und die oberste Geschossdecke eine Wärmedämmung bekam, sind die Energiekosten mittlerweile um siebzig Prozent geringer als vor der Sanierung. Bei der Wasserpumpstation sind es dagegen nur zehn Prozent. Insgesamt hatte die Gemeinde vor dem Projekt jährlich noch 265.000 Euro an Energiekosten zu zahlen, danach waren es 66.000 Euro weniger. Der Contractor hat 400.000 Euro investiert und durch die Einsparungen rund 520.000 Euro zurückbekommen. Die Einsparungen lagen über den versprochenen 24 Prozent, "diese Mehreinsparung ist zur Gänze der Gemeinde zugute gekommen", erklärt Reindl. Also ein System, von dem tatsächlich alle profitieren, völlig ohne Nachteile? Reindl lacht. "Na ja, der Energieversorger verdient weniger. Zweifellos ein Nachteil für ihn. Das ist aber auch der einzige, der von dem Geschäft nicht profitiert."

Derzeit läuft gerade eine Ausschreibung für einen Wartungsvertrag. "Und wenn sich herausstellt, dass zum Beispiel eine Heizung erneuert werden sollte und sich damit Energie sparen lässt, dann machen wir das sicher wieder über ein Contracting-Projekt", sagt Reindl.

Privathäuser? Leider nein

Wenn Einspar-Contracting auch bei der öffentlichen Hand am beliebtesten ist, erkennen doch immer mehr Unternehmer und Wohnbaugenossenschaften die Vorteile. Monika Auer von ögut hat in einem Forschungsprojekt versucht, diese Form des Energiesparens auch für Ein-und Zweifamilienhäuser möglich zu machen. "Aber es ist in der klassischen Form leider nicht möglich", lautet ihr Resümee. Einerseits, weil die Energieausgaben in so kleinen Objekten zu gering sind, um die Sanierungskosten zur Gänze innerhalb einer vertretbaren Laufzeit decken zu können. "Und andererseits auch, weil sich kein Unternehmer darauf einlassen würde, eine Einspar-Garantie zu geben." Denn das Nutzerverhalten von Privatleuten sei viel weniger vorhersehbar. Während zum Beispiel in Schulen die Temperatur ab 18 Uhr gesenkt werden könne, gibt es solche verlässlichen Regelmäßigkeiten in Privathaushalten nicht. ögut arbeitet daher gerade eine Mischform aus Contracting und Qualitätssicherung aus: Bestimmte Sanierungsmaßnahmen sollen künftig mit bis zu neunzigprozentiger Sicherheit das individuell errechnete Energiesparpotenzial ausschöpfen. Schließlich wollen auch viele Eigenheimbesitzer Energie sparen. Und dabei zumindest einen Hauch von Einspar-Contracting in ihre vier Wände bringen.

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