Wenn der Roboter auf Einkaufstour geht
Früher campierten Leute tagelang vor den Geschäften, um als Erster ein Produkt zu ergattern. Heute nutzen sie Computerprogramme. Doch ihre Schnelligkeit verzerrt Markt und Preise.
Früher campierten Leute tagelang vor den Geschäften, um als Erster ein Produkt zu ergattern. Heute nutzen sie Computerprogramme. Doch ihre Schnelligkeit verzerrt Markt und Preise.
Der Launch der neuen Playstation 5 im vergangenen Dezember war einer der heiß ersehnten Momente in der Gamer-Community. Doch viele Käufer gingen leer aus. Der Grund: Zwischenhändler hatten mithilfe von Kaufbots den Markt leer gefegt. Diese automatisierten Skripte scannen Webseiten auf der Welt nach Artikeln. Sobald irgendwo ein Produkt angeboten wird, schlagen die Roboter zu. Eine Art programmierter Hamsterkäufer. Konsolen, Sneakers, Spielzeuge, Tickets – die Bots fegen den ganzen Markt leer. So schnell, wie die Maschine einen Programmierbefehl ausführt, kann der Mensch gar nicht schauen und klicken. Früher campierten Leute tagelang vor den Stores, um als erstes ein Produkt zu bekommen. Heute nutzen sie Computerprogramme.
Kaufroboter sind für den Handel ein großes Problem, weil sie die Nachfrage in die Höhe treiben und damit die Preise explodieren lassen – gerade jetzt, wo coronabedingt der stationäre Handel geschlossen ist und viele Kunden online einkaufen. Als der Chiphersteller Nvidia vor wenigen Monaten seine Grafikkarte RTX 3080 in seinem Onlineshop zum Verkauf anbot, wurde er von Bots regelrecht überrannt – der Traffic war zehnmal höher als normal. Nach nur wenigen Minuten war das Produkt ausverkauft. „Das ist das erste Mal, dass wir Bots in dieser Größenordnung und Raffinesse erlebt haben“, teilte das Unternehmen mit. Auch bei anderen Online-Händlern war die Grafikkarte kurz nach dem Startdatum vergriffen. Nvidia stornierte einige Aufträge mutmaßlicher Bots und kündigte an, in Zukunft stärker gegen die Roboter vorzugehen.
Unlauterer Wettbewerb?
Auch andere Onlinehändler haben reagiert. So hat Walmart am Black Friday, als die Playstation 5 auf den Markt kam, nach eigenen Angaben 20 Millionen Bots blockiert – in den ersten 30 Minuten. Das Problem ist nicht neu. Schon bei der Nintendo's SNES Classic Edition, die in der Vorweihnachtszeit 2017 auf den Markt kam, gingen massenhaft Vorbestellungen von Bots ein. Gamer, die eine der begehrten Retro-Konsolen ergattern wollten, setzten auf einen 110 Dollar Bot namens Tai Ding, der eine Erfolgsquote von 93 Prozent versprach. So wie manche Kunden Studenten und Gelegenheitsjobber dafür bezahlen, für begehrte Konzerttickets stundenlang in der Warteschlange zu verharren, kaufen sich findige Onlineshopper einen Roboter, um als Erster an der Reihe zu sein.