
Bezahlen mit Daten: Wird Privatsphäre zum Luxusgut?
Datenschutz wird zunehmend zu einer Frage des Geldbeutels. Wer sich keine teuren Geräte leisten kann, muss die Nutzung mit seinen Daten bezahlen.
Datenschutz wird zunehmend zu einer Frage des Geldbeutels. Wer sich keine teuren Geräte leisten kann, muss die Nutzung mit seinen Daten bezahlen.
Die Studenten der Saint Louis University haben eine smarte Lernbegleiterin: Amazon Alexa. Vor zwei Jahren hat die katholische Hochschule im US-Bundesstaat Mississippi 2300 Zimmer in ihren Studentenwohnheimen auf dem Campus mit Amazons Netzwerklautsprecher Echo Dot ausgestattet. Die Studenten können der virtuellen Assistentin über 100 Fragen stellen, etwa zu den Öffnungszeiten der Bibliothek oder dem Busfahrplan. Alexa als Zimmergenossin.
Amazon hat seinen Lautsprecher nicht nur in Privatwohnungen gebracht – mittlerweile steht in jedem dritten US-Haushalt ein solcher Smart Speaker –, sondern auch in Hotelzimmer, Spitäler und Studentenwohnheime. Laut einem Bericht des Wall Street Journal will der Online-Händler in den USA ganze Wohnkomplexe standardmäßig mit alexafähigen Geräten ausstatten, sodass die Bewohner das Licht oder die Mikrowelle bequem per Sprachsteuerung bedienen können. Schöne neue Welt.
Überwachte Wohnformen
Datenschützer und Bürgerrechtler sehen die Vernetzung des Wohnens kritisch. Sie befürchten, dass die Bewohner mit smarten Lautsprechern abgehört, sensible Daten von Dritten abgegriffen werden. Die Sorgen sind nicht unbegründet: Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Tech-Konzerne wie Apple, Amazon und Google reihenweise Audio-Mitschnitte ihrer Nutzer auswerten ließen: Patientengespräche, Drogengeschäfte, Sex – minutiös wurde das Leben der Nutzer protokolliert. Natürlich ist niemand gezwungen, in ein Smart Home zu ziehen. Und noch lässt sich mit schicken Gadgets Distinktion gewinnen. Nach dem Motto: „Schaut mal her, wie cool wir wohnen!“ In Zukunft aber könnten überwachte Wohnformen entstehen, bei denen die Miete mit Daten subventioniert ist.
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