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Atomzerfall und Archäologie

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Die jähe Entwicklung einzelner Zweige der Naturwissenschaften pflegt in ihrer ausstrahlenden Wirkung auch davon ganz abgelegene Fachgebiete zu befruchten. So haben sich beispielsweise photographische Flugzeugaufnahmen der Bodenoberfläche als sehr wertvoll für die Altertumskunde erwiesen, da sich unter Wiesen und Feldern verborgene Gebäude- und Straßenreste, markiert durch den Unterschied der darüber stehenden Vegetation, scharf abzeichnen. Doch in welchem möglichen Zusammenhang — so fragt man sich unwillkürlich — können Atomzerfall und Archäologie stehen? Diese gänzlich neue Richtung der Altertumswissenschaft wird durch die Auswertung von Kohlenstoffisotopen eingeleitet. Unter Isotopen versteht man im allgemeinen Grundstoffe, die sich bei gleichen chemischen Eigenschaften nur durch verschiedenes Atomgewicht von den nicht radioaktiven Begleitern unterscheiden, wobei die künstlichen Isotope, insbesondere des Kohlenstoffes, die bisher nur in der medizinischen Forschung zur .Markierung“ von Fettmolekülen und damit Erkennung von Stoffwechselstöningen benützt wurden, gewissermaßen als Abfallprodukte bei der Uranzertrümmerung entstehen. Doch es gibt auch in der Natur entstandene Isotope des Kohlenstoffes, so Cu, welches in den höchsten Schichten der Gashülle unseres Planeten durch Zertrümmerung von je zwei Stickstoffatomen durch kosmische Strahlen entstehen. Diese Strahlen, aus geheimnisvollen Tiefen des Weltalls stammend, sind von unerhörter Durchschlagskraft, und die Forscher aller Nationen spüren ihren Wirkungen auf den höchsten Berggipfeln der Erde nach. Das Isotop C14 entsteht nur in geringen Mengen, höchstens Vsoo vom normalen Kohlensäuregehalt der Luft. Diese Kohlensäure wird jedoch vom Blattgrün der Pflanzen unter dem Einfluß des Sonnenlichts zu Stärke assimiliert. Das als radioaktiv „markierte“ Kohlenstoffisotop gelangt daher in das Holz der Bäume und durch Aufnahme von pflanzlicher Nahrung in den tierischen und menschlichen Körper beziehungsweise in dessen Knochen. In Analogie mit der Bestimmung des geologischen Alters von Mineralien durch Messung des Radiumzerfalls werden durch die Universität von Kalifornien derzeit eingehende Untersuchungen sehr alter, durch das trockene Klima der Halbinsel Jukatan konservierter Holzgeräte und Knochenreste aus der Kulturperiode der Maya durchgeführt. Man erwartet sich hiedurch exakte Altersangaben und die Einführung einer neuen Hilfswissenschaft in die Urgeschichtsforschung.

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