Sex Sucht  - © Foto: iStock/filadendron

Sexsucht: Quälendes Verlangen

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Schwedische Forscher wissen Neues über die Hypersexualität zu berichten. Drei Kardinalfragen zu einem Krankheitsbild, das in der Wissenschaft heftige Diskussionen hervorgerufen hat. Ein historischer Streifzug.

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Schwedische Forscher wissen Neues über die Hypersexualität zu berichten. Drei Kardinalfragen zu einem Krankheitsbild, das in der Wissenschaft heftige Diskussionen hervorgerufen hat. Ein historischer Streifzug.

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Es ist eine Spurensuche bei den Botenstoffen der Lust: „Wir haben entdeckt, dass Männer mit einer hypersexuellen Störung höhere Oxytocin-Spiegel aufwiesen als gesunde Vergleichspersonen“, sagt Psychiater Andreas Chatzittofis, der an einer Studie rund um das Karolinska-Institut in Stockholm beteiligt war. „Durch Psychotherapie konnte das hypersexuelle Verhalten verringert werden; zugleich wurde damit auch der Oxytocin-Spiegel gesenkt.“ Was einen intimen Zusammenhang nahelegt.

Oxytocin ist als „Liebes-“ und „Kuschelhormon“ bekannt. So spielt der Botenstoff etwa bei Berührung, sexueller Erregung sowie beim Bindungsverhalten eine wichtige Rolle. Bei der Erforschung der Sexsucht standen bislang andere Signalstoffe im Vordergrund: Dopamin zum Beispiel, das im Gehirn bei lustvoller Vorfreude ausgeschüttet wird. Oder das männliche Geschlechtshormon Testosteron, das u.a. die sexuelle Erlebnisfähigkeit steigern kann. Doch die neurologischen und hormonellen Grundlagen der Sexsucht sind erst ansatzweise erforscht, und die medikamentösen Optionen sind ausbaufähig. Das Oxytocin könnte womöglich ein Ansatzpunkt für neue Präparate sein, hoffen die schwedischen Wissenschaftler – und somit eine Ergänzung zur psychotherapeutischen Behandlung.

Satyriasis und Nymphomanie

Wer sich auf das heikle Terrain der Sexsucht begibt, muss zunächst an einer grundlegenden Frage vorbei: Kann Sex überhaupt süchtig machen? Ja, lautet die Antwort, wenn man den medialen Äußerungen von Prominenten Glauben schenkt. Michael Douglas, Tiger Woods, Lindsay Lohan, Charlie Sheen oder Jack Nicholson – sie alle haben sich zu ihrer Sexsucht bekannt. Auch im Kino findet man drastisches Anschauungsmaterial – von Oskar Roehlers „Agnes und seine Brüder“ (2004) über Steve McQueens „Shame“ (2011) bis zu Lars van Triers irrwitzigem Film-Epos „Nymphomaniac“ (2013). Aber lässt sich der Begriff der Sexsucht nicht auch missbrauchen, um das eigene Verhalten mit einem medizinischen Label zu entschuldigen?

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