Online-Porno - Der suchtartige Konsum von Online-Pornografie ist ein relativ junges Phänomen, das an der Schnittstelle von Sexsucht und Internetsucht zu verorten ist. - © iStock / gpointstudio (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

Pornosucht: Ein "supernormaler Stimulus“

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Pornografie und Cybersex machen das Internet zu einem enthemmten Handlungsraum – mit hohem Suchtrisiko.

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Online-Pornografie folgt der Logik des digitalen Kapitalismus: Sie ist rund um die Uhr und praktisch überall verfügbar. Noch dazu meist kostenlos. Die Algorithmen von Anbietern wie YouPorn präsentieren unterschiedlichste Kategorien erotischer Vorlieben und verknüpfen Videos mit ähnlichen sexuellen Inhalten. In diesen unterirdischen Weiten können sich Internet-Nutzer quasi endlos verlieren: Ein mächtiger Strudel, ein verführerischer Sog zieht sie selbst gegen ihren Willen hinein. Suchtexperten sehen darin einen „supernormalen Stimulus“. Wenn die Betroffenen aus ihrer Fantasiewelt auftauchen, sind meist mehrere Stunden vergangen – weit mehr als ihnen recht ist. Die Masturbation wird dabei oft als zwanghaft erlebt. Im Falle mehrmaliger Masturbationen steht am Ende nicht die
sexuelle Befriedigung, sondern die körperliche Erschöpfung.

„Beim Verhaltensmuster exzessiver Pornokonsumenten lassen sich ‚Jäger‘ und ‚Sammler‘ unterscheiden“, berichtet Roland Mader: „Es gibt jene, die ständig auf der Suche nach Neuem sind und von einer Webseite auf die nächste springen, und es gibt andere, die ganz bestimmte erotische Darstellungen bevorzugen und diese dann auf ihrer Festplatte speichern und so festhalten.“ Der Primarius am Wiener Anton Proksch Institut, hierzulande die größte Suchtklinik, ist u.a. auf die Behandlung von Online-Abhängigkeiten spezialisiert.

Sex- und Internetsucht

Bislang ist Pornosucht keine eigenständige Diagnose, die Studienlage ist noch dürftig. Denn der suchtartige Konsum von Pornovideos über den Computer ist ein relativ junges Phänomen, das an der Schnittstelle von Sexsucht und Internetsucht zu verorten ist, wie Mader berichtet. „Die Patienten leben ihre Sexualität immer mehr über das Internet“, so der Psychiater. „Das gilt nicht nur für Singles, sondern auch für Menschen in Beziehung: Sie finden im Internet jede Menge an Fantasien und einen grenzenlosen Raum zum Experimentieren. Man kann sich dort Dinge anschauen, die man sich nie vorstellen konnte und die man im realen Leben nie so machen würde.“ Betroffene neigen dann dazu, zunehmend „perverses“ und deviantes Material zu konsumieren. Wie Heroin-Junkies brauchen viele Pornosüchtige über die Zeit immer härteren Stoff, um auf ihre Rechnung zu kommen. Auch in der Sexualität von Jugendlichen spielt das Internet eine immer wichtigere Rolle, meist aus einer doppelten Angst heraus – „vor Beziehungen und vor Krankheiten“, wie Mader bemerkt.

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