Bildungspflicht statt Schulpflicht

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Wer nach neun Schuljahren keinen Abschluss hat, soll, so der jüngste Vorschlag von ÖGB-Präsident Foglar, noch ein zehntes Jahr anhängen müssen. Dadurch sollen jene, die jetzt zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt verloren gehen, eine Fristverlängerung bekommen, um ihren weiteren Weg auf Schiene zu bringen. In einem überholten Schulsystem wie dem unseren, wäre eine Verlängerung der Pflichtschulzeit - inklusive Strafzahlungen bei Schwänzen, natürlich - als Rezept gegen Bildungsarmut ähnlich brauchbar wie eine Grippe im Hochsommer.

Um jungen Menschen eine echte Chance zu geben, braucht es einen Paradigmenwechsel von der Schulpflicht zur Bildungsspflicht - und zwar in der Schule. Die hat ihre Hausaufgaben nämlich nicht gemacht, wenn sie Kindern und Jugendlichen neun, oder eben zehn Jahre lang einen Sessel in der Klasse zur Verfügung stellt und Leistungsschwache danach dem Arbeitsmarktservice weiterreicht. Es liegt in der Verantwortung der Schulen, und nicht der Eltern (die bei den Kindern, um die es hier geht, in vielen Fällen schlichtweg unbrauchbar sind), einen Mindeststandard an Kompetenzen zu vermitteln. Dieser Bildungspflicht muss die Schule nachkommen, und - wie jeder Schüler - bei Misslingen die Konsequenzen tragen.

Einen Stimulus dafür könnte die Schulfinanzierung geben. Würde Geld nicht pro Schülerkopf, sondern pro Absolvent überwiesen, müssten die Schulen sich noch mehr anstrengen, ihre Schäfchen zum Abschluss zu führen. Leistungsschwächere würden Coachings und individuellen Förderunterricht bekommen. Und zwar die ganze Schulzeit über, und nicht erst kurz vor dem Abschluss. Dass das Leistungsniveau nicht sinkt, oder am Ende aus Budgetgründen jeder durchkommt, garantieren externe Evaluierungen. Zwei durchaus taugliche Werkzeuge dazu werden übrigens schon installiert: Die Bildungsstandards und die zentralisierte Reifeprüfung.

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