Bewahrer des kulturellen Erbes

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Zahlreiche österreichische Kulturdenkmäler sind vom Verfall bedroht. Seit neun Jahren engagiert sich die Gemeinnützige Österreichische Baukultur-Privatstiftung nach dem Vorbild des britischen „National Trust“ für die Erhaltung und Renovierung historischer Bausubstanz.

Viele Jahrzehnte lang war die Ziegelei Dörfler in Leoben Symbol für einen bedeutsamen regionalen Industriebetrieb und prägte das Stadtbild. Als 1968 die Ziegelproduktion eingestellt wurde, schien das Bauwerk dem Verfall preisgegeben. Damit es der Nachwelt erhalten bleibt, hat die Gemeinnützige Österreichische Baukultur-Privatstiftung das sanierungsbedürftige Objekt übernommen. „Längerfristig soll das Gebäude so adaptiert werden, dass hier Veranstaltungen und Vernissagen stattfinden können“, erzählt Johann Kolb, Vorstandsmitglied des Vereins zur Erforschung und Erhaltung der österreichischen Baukultur, der die Stiftung vertritt. Das Dach des Ziegelofens wurde bereits renoviert, am 30. Oktober fand die Gleichenfeier statt. In den kommenden Jahren soll die Bausubstanz des Ziegelofens so revitalisiert werden, dass die ursprüngliche Atmosphäre erhalten bleibt und moderne Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Finanziert wird die Renovierung vom Verein, der auf auch großzügige Spenden und Förderungen hofft.

Die österreichweit agierende Baukultur-Privatstiftung wurde 2000 in Graz gegründet, um Bauwerke und Orte von historischer Bedeutung oder landschaftlicher Schönheit erhalten zu können. Der Verein springt ein, wenn die ursprünglichen Eigentümer die Bewahrung der Kunstdenkmäler nicht mehr leisten können und versucht Gelder zu lukrieren. Die Privatstiftung agiert unabhängig von politischen Parteien und religiösen Gruppierungen. „Ist die Renovierung fertiggestellt, so sind die Bauwerke für die Öffentlichkeit zugänglich“, sagt Johann Kolb. Beispielgebend für die Aktivitäten der Stiftung ist „The National Trust“, eine private britische Stiftung, die bereits 1885 gegründet wurde. Mittlerweile ist diese zum größten privaten Unternehmen in Großbritannien herangewachsen und zählt rund 2,5 Millionen Mitglieder. Neben beinahe 300 historischen Bauwerken, zahlreichen Gärten und Naturparks sind auch fast 600 Meilen Küstenlandschaft im Besitz des „National Trust“.

Kulturtourismus fördern

Der österreichische Verein hat derzeit rund 100 Mitglieder. Da diese allesamt ehrenamtlich tätig sind, können die lukrierten Geldmittel ausschließlich für die Erforschung und Restaurierung der Bauobjekte verwendet werden. In den letzten Jahren wurden bereits einige unter Denkmalschutz stehende Objekte in verschiedenen Regionen übernommen. „Gerade in strukturschwachen Gebieten mit hoher Abwanderung gibt es oft eine sehr reiche Bausubstanz, die wir bewahren möchten“, sagt Johann Kolb. So konnte die romanische Kirche St. Jakob am Mitterberg, eine der ältesten mittelalterlichen Bauten in der Steiermark, umfassend restauriert werden.

In dem stark von Abwanderung betroffenen steirischen Ort Eisenerz hat die Stiftung das Radmeisterhaus „Schwarzer Hof“ erworben. Dabei handelt es sich um ein Denkmal aus der Renaissance-Zeit, das in einzigartiger Weise die mit dem Eisen verbundene Entwicklung der Region dokumentiert. Vereinsmitglied und Schauspieler Gerhard Tötschinger betont, dass es nicht nur gelte, den Erhalt kulturhistorischer Denkmäler zu ermöglichen, sondern auch den Kulturtourismus zu fördern. 2008 diente die ehemalige Bergbaumetropole Eisenerz als Kulisse für das Dürrenmatt-Stück „Der Besuch der alten Dame“, worin Tötschingers Lebensgefährtin Christiane Hörbiger die Hauptrolle spielte. „Mittlerweile gibt es in Eisenerz eigene Ateliers für Künstler“, erzählt der Schauspieler stolz. Der Einsatz für den Erhalt der historischen Bausubstanz sei bisweilen mühsam: „Es ist notwendig, die Öffentlichkeit stärker zu sensibilisieren. Manchmal kämpft man auch gegen die Ignoranz der Politiker an“, so Tötschinger.

www.baukulturstiftung.at

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