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Ja ja, ich weiß schon - für's Vergangene gibt man nichts, aber trotzdem. Dieser Mai hat's in sich gehabt. Ein Wetter war das, ein Trubel war das, ein Wirbel war das...

Sogenannte Sanktionen, 100 Tage Bundesregierung, 15. Mai: Jahrestag des Staatsvertrages, 17. Mai: mein Hochzeitstag (der 45.), 13. Mai: österreichischer Theatertag in St. Pölten, 1. Mai der 100.000... Aber Höhepunkt - für mich - war trotz allem der 12. Tag des wonnigen Monats: Rathausplatz, Festwocheneröffnung!

Am 11. war's noch unangenehm - da saß ich nächst dem Rathaus in Wien in der Spitzenkonditorei: beim Sluka. Am Nebentisch lümmelte ein Mensch, umgeben von vier Schwarzgekleideten, fuchtelte, redete und redete, und ich denk' mir, den kenn' ich doch? Ja, er war's: Hilmar der Ump, Dump oder so ähnlich. Nein, denk ich, sagst nix, denkst dir dein Teil, und außerdem sind die Torten dort zu teuer... Nein, das tut man nicht. Mit niemand, nicht einmal mit so einem. Aber dann, am nächsten Tag! 40.000 Menschen am Platz zwischen Rathaus und Burgtheater. Ich war glücklich: Auch mit Kunst kann man in Wien große Plätze füllen. Festwochenfanfare in Tirol neu komponiert und ein Programm zum Niederknien. Vieles, was in den braunen Grausjahren verboten war, erklang, wurde gespielt, gesungen und gesprochen.

Schönberg, Stolz, Slovenisches, Brecht und Frankl, Gustav Picks Fiakerlied. Und dann: Unsere Philharmoniker unter dem großen Zubin Mehta mit dem 5. Satz der Zweiten Symphonie von Mahler. So, Herrschaften, so vermittelt man eine Botschaft, wenn man Herzensbildung und Kultur hat. Das ist mein Österreich, weit weg von Festzelten am Aschermittwoch und Biertischen in St. Stumpfsinnig. Und wie die Leute gelauscht haben, wie ergriffen sie waren - viele, viele Junge darunter - und wie sie nachher getanzt haben, getanzt: ihren, unseren Donauwalzer von unserem Johann Strauß, der wohl ziemlich narrisch, aber auch nicht so "arisch" war, wie es die Sippenlumpen aus Berlin gerne gehabt hätten.

Danke, Wien; danke, Festwochen. Ihr wisst, wie man Feste feiert, Menschen beglückt. Und Ihr beweist: Es geht auch ohne Hass, ohne Dreck und Schlamm. Und dadurch seid Ihr österreichischer als alle die sogenannten, selbsternannten Patrioten. Bravo, Chapeau und Danke!

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