Die Nase. Warum wohl empfiehlt man Kleinkindern, sich die Nase zuzuklemmen, wenn bösartig riechende Medizin ansteht? Richtig! Geschmack entsteht nicht auf der Zunge, sondern in der Nase! Die Zunge nimmt lediglich süß, salzig, bitter und sauer wahr. Somit prüft die Nase weinmäßig zuerst einmal die Reintönigkeit (nicht erwünscht wären etwa Plastiknoten, Schimmeltöne etc.), sodann die Intensität und die Qualität des Duftes. Ruhige "Nasen", die im Mund Gas geben, sind dem Weinspitz ungleich lieber als laute Daherplärrer, die sich dann am Gaumen als duftmäßige Nihilisten outen. Wichtige Vorübung zum Dufterlebnis: heftiges Schwenken des Glases - ob gegen oder mit dem Uhrzeigersinn tut absolut nichts zur Sache. Auch im Mund wird Wein sein ganzes Können nur dann offenbaren, wenn ihn der Verkoster anständig behandelt. Will heißen: mehrmals kurz Luft einsaugen und mit dem Wein vermischen, ihn anständig durchkauen, beißen und gegen den Gaumen drücken. Und geistig oder realiter notieren: schmeckt das Prüfungsobjekt trocken, ein bisserl oder sehr süß, die Quantität und Qualität der Säure, auf welchen Geschmack treffen unsere Geschmackspapillen, wie steht's um den Körper (mager wie ein Hungerkünstler oder ein vergorener Schwarzenegger). Der finale Testposten hört auf den Namen Abgang: der ist im Idealfall ausgesprochen lang und harmonisch.
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