Europameister in Islamophobie

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Das war ein Fressen. Eine Studie, die zur Verbesserung des islamischen Religionsunterrichts beitragen will, erscheint in wenigen Wochen, aber ein paar brisante Details, die sich gegen den Islam verwenden lassen, werden selektiv der Öffentlichkeit serviert.

Die - nicht akzeptable - Einstellung einer Minderheit unter den islamischen Religionslehrern gegenüber Demokratie, Europa et cetera eignete sich hervorragend zum Islam-Bashing. Es kam zum Wettlauf, um Österreichs europaweit herausragende Stellung in Islamophobie noch steigern zu können.

Politiker, die den Verfassungsgerichtshof verhöhnen und dessen Entscheidungen missachten, werden verehrt; ein Nationalratspräsident, der in Staaten mit höheren demokratischen Standards nicht akzeptabel wäre, wird gewählt; aber etwas mehr als ein halbes Dutzend islamischer Religionslehrer sind die Gefahr der österreichischen Demokratie? Warum fällt einem kritischen Zeitgenossen da Jesu Gleichnis vom Splitter und vom Balken ein?

Gegenüber der Demokratie hat nach den Ergebnissen der Jugendwertestudie 2007 ein zu großer Teil der jungen Menschen eine skeptische beziehungsweise ablehnende Einstellung. Wen hat dies aufgeregt? Und wer registriert, dass religiöse - auch muslimische - Praxis demokratische Einstellungen festigt? Schon jetzt darf auch der konfessionelle Religionsunterricht den Zielen staatsbürgerlicher Erziehung nicht widersprechen. Warum war bis Mitte dieses Jahrzehnts nur ein Fachinspektor für den islamischen Religionsunterricht mit zehntausenden jungen Menschen und hunderten Religionslehrern in ganz Österreich zuständig?

Warum ist erst im Jahre 2006 eine Ausbildung für islamische Religionslehrer/innen an höheren Schulen eingerichtet worden - mit nur einem einzigen Professor für islamische Religionspädagogik? Warum gibt es noch immer keine islamische Fakultät, um eine theologische Ausbildung in Österreich zu ermöglichen? Wer trägt eigentlich dafür die Verantwortung?

Nicht mehr zu unterbieten ist der Ausspruch des designierten Linzer Weihbischofs Gerhard M. Wagner, der in völligem Widerspruch zu römischen Dialog-Bemühungen lapidar feststellt: "Der Islam ist tatsächlich eine Gefahr."

Der Autor ist Professor für Religionspädagogik und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien

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