
Islam am Scheideweg
Historisch gesehen „pendelt“ der sunnitische Islam zwischen Gesetzesreligion, humanistischer Religion und Spiritualität. Es ist möglich und wünschenswert, wenn er sich von der Gesetzesreligion stärker als bisher löst.
Historisch gesehen „pendelt“ der sunnitische Islam zwischen Gesetzesreligion, humanistischer Religion und Spiritualität. Es ist möglich und wünschenswert, wenn er sich von der Gesetzesreligion stärker als bisher löst.
Ist der Islam vereinbar mit einem säkularen Humanismus? So fragte der syrische Philosoph und Menschenrechtsaktivist Sadik Al-Azm (1934–2016). Nein, antwortete er, aber nur dann, wenn man „den“ Islam als statisches Ideal ewiger und absoluter Prinzipien verstehe – ganz dogmatisch nämlich. Als historisches Phänomen hingegen sei islamische Religion und Religiosität mit sehr viel vereinbar und in der Geschichte auch sehr unterschiedliche Synthesen eingegangen, bis in die Gegenwart.
Ich möchte hier die These vertreten, dass islamische Traditionen grob in drei Strömungen eingeteilt werden können: in den Islam als Gesetzesreligion (die vor allem verpflichtende Gebote, Verbote und Rituale betont; etwa in salafistischen oder fundamentalistischen Varianten); den Islam als spirituelle Religiosität (vor allem im Sufismus, teilweise bei gegenwärtigen Reformmuslimen und -muslimas); und drittens den Islam als humanistische Religion (der Nächstenliebe und den persönlichen Glauben betont; beispielsweise in der Volksfrömmigkeit oder bei Reformmuslimen wie Mouhanad Khorchide).
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