Kein Kontakt mit Käßmann

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Bei Kirills Amtseinführung Anfang Februar 2009 war die „orthodox-protestantische Welt“ noch in Ordnung: Mit großer Freude reagierte die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) auf die Wahl Kirills zum neuen Patriarchen Moskaus. Der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, nahm wie selbstverständlich am Gottesdienst zur Inthronisation des neuen Kirchenoberhaupts teil. Beide Seiten wurden nicht müde, das gute Gesprächsklima zwischen den Kirchen und die Verbundenheit der russisch-orthodoxen und evangelischen Christen zu betonen.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Seit der Wahl der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden ist das Verhältnis zwischen Moskau und Deutschland unterkühlt.

Unverständliche Reaktion

Eine geschiedene Frau an der Spitze einer Nationalkirche, damit haben die Herren in Russlands Hauptstadt scheinbar Schwierigkeiten. Der Dialog sei nach der Wahl Käßmanns so nicht mehr möglich, war die Reaktion Moskaus, die bei der EKD auf Unverständnis stieß.

Die unterschiedlichen Auffassungen „bezüglich des geistlichen Dienstes von Frauen in der Kirche Jesu Christi“ seien bisher „kein Hinderungsgrund für fruchtbare zwischenkirchliche Beziehungen auf bilateraler und multilateraler Ebene“ gewesen, so EKD-Pressesprecher Reinhard Mawick. Hintergrund: Seit rund zehn Jahren nimmt Margot Käßmann in ihrer Rolle als hannoversche Landesbischöfin problemlos an den seit 1959 traditionellen Gesprächen zwischen der russisch-orthodoxen und evangelischen Kirche teil. Erst mit ihrer Wahl an die Spitze ihrer Kirche traten Komplikationen auf. Ein weiterer Kritikpunkt Moskaus: Die EKD habe Mitschuld am Werteverfall in der Gesellschaft. „Viele Protestanten versuchen nicht einmal, die christlichen Werte in der weltlichen Gesellschaft zu predigen, sondern passen ihre Standards an“, so Kirill I. gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Das für den 30. November 2009 in Berlin geplante Treffen anlässlich der Feiern zum 50-jährigen Jubiläum des Dialogs zwischen EKD und russisch-orthodoxer Kirche konnte aufgrund der Absage von Erzbischof Hilarion jedenfalls nicht stattfinden. Für das Frühjahr 2010 sind aber Gespräche geplant. „Wer von uns mit den Orthodoxen spricht, suchen aber wir aus“, stellt EKD-Pressesprecher Mawick klar.

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