Kirchenmusik als Vehikel für den Glauben

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Nur wenige Stunden nach der ORF-Direktübertragung seiner "Missa festiva Plagensis", die der Komponist im Krankenbett mitgefeiert hat, wurde Rupert Gottfried Frieberger von seiner schweren, mit großer Geduld ertragenen Krebserkrankung erlöst. Sein 40-jähriges Wirken als Stiftskapellmeister in Schlägl und das 25-Jahr-Jubiläum der von ihm gegründeten Cantoria Plagensis werden am 23. Oktober um 16 Uhr bei einem Festkonzert in der Stiftskirche gefeiert.

Frieberger hat nicht nur im Bezirk Rohrbach wichtige Beiträge zu einem sehr lebendigen Musikleben geleistet, er unterrichtete auch an den Universitäten Wien und Salzburg, leitete die Landesmusikschule Schlägl, war Seelsorger im Prämonstratenserorden, Stiftskapellmeister und ein begnadeter Improvisator auf der Orgel. Er war Manager großer musikalischer Veranstaltungen, leitete Musikseminare, begeisterte auf Orgelreisen und fungierte als Juror bei Wettbewerben. Als Kurator für Orgelrestaurierungen hat er viele historisch wertvolle Orgeln betreut. In der ehemaligen Klosterkirche Pulgarn bei Steyregg ließ Frieberger erst im Vorjahr von der holländischen Firma Reil eine kleine spätgotische Orgel, wie sie etwa um 1510 klang, nachbauen. Nicht zuletzt war ihm die Pflege und Vermittlung der Gregorianik ein Herzensanliegen. Sein Werk, auf mehr als 70 CDs dokumentiert, umfasst geistliche und weltliche Werke: neben sieben Messen, zwei Oratorien ("Mysterium crucis","Die Bekehrung des Heiligen Paulus"), einem Requiem, Motetten und Orgelwerken findet man eine Elegie für Streichquartett ("Lebensherbst"), Liederzyklen nach Texten von Erich Fried und Hermann Hesse, ein Werk für Saxophonquartett, zwei Hommagen an Anton Bruckner, Adalbert Stifters Novellenzyklus "Bunte Steine" für Kammermusikformationen und viele weitere Werke. Auch dass er gut malen und kochen konnte, sei nicht verschwiegen. Sein musikalisches Talent wurde im Elternhaus sehr früh gefördert. Frieberger bezeichnete die Chrismann-Orgel im Alten Dom in Linz als erste Lehrmeisterin, auf der er schon als 13-Jähriger Gottesdienste gestaltete, danach seien für ihn sein Kompositionslehrer Anton Heiller, später die Komponisten Bach, Alain, David und die frühen Niederländer prägend gewesen.

Den vielfach Begabten haben zeitlebens oft Krankheiten begleitet. Dankbar für seine unbeirrbare Mühe, Kirchenmusik als Vehikel für den Glauben zu verstehen, sind wir, die wir mit ihm musizieren durften.

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