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Zweite Haut Michael Krassnitzer Die Mode hat in diesem Jahrzehnt der Kultur endgültig ihren Stempel aufgedrückt. Die Ausstellung "fast forward - Mode in den Medien der neunziger Jahre" im Wiener Künstlerhaus wird diesem Phänomen in inhaltlich und gestalterisch hervorragender Weise gerecht: Seit jeher war Kleidung ein wichtiger Faktor zur Herstellung und Zurschaustellung von Identität, mittlerweile jedoch ist aus der Mode ein gigantisches, von Theorie und medialen Strategien geprägtes System geworden, das sich in punkto Komplexität durchaus mit Kunst messen kann und diese in punkto Relevanz für die Menschheit bei weitem übertrifft. So wie der Kunst das Objekt abhanden gekommen ist, so verblaßt zusehends auch das Kleidungsstück inmitten des wuchernden Mode-Diskurses. "fast forward", wo kaum Kleidung ausgestellt ist, bildet diesen metaphorisch ab.

Zweites Ich Elisabeth Konrath Er war ein Störenfried. Einer, der keine Ruhe geben konnte: "Ins Leben entlassen", eine spannungsgeladene Lesung im "podium" beim Theater Akzent, läßt den Geist Thomas Bernhards wieder auferstehen. Reinhard Hauser und Brigitte Slezak teilen sich die Textcollage (dramatisierte Fassung: Hauser, Rehart; Produktion: Theatroskop) aus fünf autobiographischen Büchern: Er ist Thomas Bernhards zweites Ich, sie vermittelt temperamentvoll die Einwirkungen der Außenwelt auf den Dichter. Der treibende Rhythmus dieses Dialogs fesselt das Publikum, trifft es unmittelbar und eröffnet einen besonderen Zugang zum Werk und zur Persönlichkeit eines lebenslänglichen Außenseiters: Er war ein Störenfried. Einer, der sich selbst ins Leben entließ.

Zweites Leben Matthias Greuling Ein Land, nach langer Zeit der Diktatur wieder demokratisch regiert: Ariel Dorfman, argentinischer Autor, thematisiert in seinem Stück "Der Tod und das Mädchen", zu sehen im Wiener Interkult-Theater, die Anfangsschwierigkeiten einer jungen Demokratie. Die Frau des Rechtsanwaltes Escobar, selbst Opfer des einstigen Regimes, erkennt in dessen Bekannten plötzlich einen ihrer Peiniger von damals wieder. Die Theaterformation Helios zeichnet für die Produktion verantwortlich. Bemüht sind die Leistungen der Darsteller, die linkisch aufeinander eingespielt sind. Einzig Daniela Ilian als rachedurstige Ehefrau gefällt. "Der Tod und das Mädchen" behandelt ein weittragendes Thema, die Wiener Inszenierung von Mathias Lefevre kann aber nicht überzeugen.

Erster Höhepunkt Annemarie Klinger Glühend rot schimmert der mit Federn bedeckte Bühnenboden. Licht, Musik und Tanz imaginieren ein Refugium der Sinnlichkeit, in dem sich geheimnisvolle Nachtwesen tummeln, deren Überlebenskampf in einem berührenden Schlußbild zerbrechlicher Nacktheit mündet. "One Night Only 3/3", die traumschöne Groteske beim Gastspiel von Jose Navas und seiner Compagnie Flak, gehörte zu den ersten Höhepunkten des zehnten Tanzsprache-Festivals im Wiener Werkstätten- und Kulturhaus (WUK). Mit dem Thema "Zeitklang" widmet sich das Festival heuer der Beziehung zwischen zeitgenössischem Tanz und zeitgenössischer Musik. Noch bis 30. April stehen oft grenzüberschreitende Performer, unter anderen Sabine Sonnenschein, am Programm.

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