Kulturgeschichte des Festes

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Die Öberösterreichische Landesausstellung "feste feiern".in Waldhausen.

Die Oberösterreichischen Landesausstellungen leisten seit dem Jahr 1965 einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität des Landes. Sie bringen nicht nur wirtschaftlichen Nutzen, sondern sorgen für touristische Impulse und regionale Belebung. Studien belegen, dass jeder investierte Schilling (sprich Euro) in einer Landesausstellungsregion drei- bis siebenfach durch Besucherausgaben, Konsum oder Investitionen der Gemeinde umgesetzt wird.

Für die 23. Landesausstellung zum Thema "feste feiern" zeichnen sich bereits jetzt schon große Erfolge ab. Die 26 Wochenenden innerhalb der sechsmonatigen Dauer sind bereits von diversen Institutionen und Vereinen fürs Mitfeiern in dem großzügigen Rahmenprogramm von über 70 Veranstaltungen ausgebucht. Private und öffentliche Feste werden in den beiden mit sehr viel architektonischem Gefühl errichteten Festzelten mit anschließender Cafeteria über die Bühne gehen: ein Fahnenfest zum Beispiel oder das Jahrhundertereignis eines Glockengussfestes, bei dem eine 2300 kg schwere Glocke nach traditionellen Ritualen für die Stiftskirche Waldhausen gegossen wird. Es ist also zu erwarten, dass bei dem reichhaltigen Erlebnisangebot die erwartete Besucherzahl von rund 200.000 erreicht wird und die in die Ausstellung gesetzten kultur-, regional- wie wirtschaftspolitischen Ziele erfüllt werden.

Jahres- und Lebenskreis

Das Thema bezieht sich auf die Kulturgeschichte des Festes und spannt den Bogen von den Mythen früher Kulturen über religiöse Riten und Feiern, höfische Feste des Mittelalters und die barocken Prunkbankette, über heimisches Lebens- und Jahresbrauchtum bis zu privaten Parties, den Clubbings und Events der Gegenwart. Rund 1000 Exponate aus Österreich und führenden Museen der Welt werden auf einer Gesamtausstellungsfläche von etwa 1800 m2 gezeigt, wobei nicht wenige Unikate das Auge fesseln: etwa der Göttweiger Festkalender auf Holz gefassten Emailtafeln, eine Fastenkrippe unter den östlichen Passionsdarstellungen oder ein Kesselgong aus Vietnam beim Bereich "Tod und Begräbnis", denn auch dieses Kapitel aus dem im Obergeschoß beherbergten Fest des Lebenslaufes ist in die Schau integriert, während darunter die stark von Religion geprägten Jahreslauffeste und im Keller die urgeschichtlichen Feste untergebracht sind.

Weitblick und Anschaulichkeit, die ausladenden und niemals zu engen Flächen und Räume machen den Rundgang zu einem wahren Vergnügen. Für Spannung und Überraschung ist nämlich ebenfalls gesorgt, wobei manche Einfälle in der Konstellation des Gesamtkonzeptes bewundernswert sind und sich beim Betrachter einprägen: Wenn es um das Fasten und Völlern geht, entgeht den Blicken sicher nicht das Ausstellungsstück einer gebratenen Fischgräte oder die von der Decke reichlich herunterhängenden Speckseiten, an den Enden vorsichtshalber mit Folien umwickelt, damit der eine oder andere vielleicht Appetit verspürende Besucher nicht etwa in die Versuchung des Kostens gerät. Und wer im Barockraum Tanzlust verspürt, wird von der Führung nach den am Boden markierten Schritten in die Geheimnisse höfischer Tanztradition eingeweiht. Auch authentische Film- und Tondokumente sowie diverse Inszenierungen wurden in die Ausstellung aufgenommen, mit Hilfe derer genaue Aussagen über die Ursachen und den Wandel verschiedener Feste getroffen werden können.

Mit "feste feiern" feiert sich Waldhausen selbst auf eine Art, die alle vorangegangenen Oberösterreichischen Landesausstellungen vermutlich in den Schatten stellen wird. Der Titel war wohl wohl allein durch die Unausschöpflichkeit des Themas schwer umzusetzen. Dem kreativen und phantasievollen Dreierteam, das das bunte Festkulturbild so gelungen ins Licht rückte, ist neben zu gratulieren: dem wissenschaftlichen Leiter Universitätsdozent Dr. Karl Vocelka, der Wiener Historikerin Dr. Andrea Scheichl und der Volkskundlerin Dr. Eva Kreissl aus Steyr.

Resümierend verlässt der Besucher die Ausstellung mit der Frage, ob wir heute noch eine Festkultur haben bzw. Feste kultiviert zu begehen verstehen.

Bis 3. November,

täglich 9-18 Uhr

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