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EIN LAND STELLT AUS

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Forschungsergebnisse einem breiten Publikum verständlich nahezubringen, war immer ein zentrales Anliegen der niederösterreichischen Landesausstellungen. Im Jahr 1990 hat Harry Kühnel, einer der frühen Ausstellungsmacher, die Präsentationen selbst-zum Thema einer kurzen wissenschaftlichen Darstellung gemacht. Demnach haben die Ausstellungsaktivitäten der Stadt Krems das Feld für die späteren Landesausstellungen aufbereitet. Von 1960 bis 1992 fanden 25 Expositionen des Landes Niederösterreich an verschiedenen Orten statt. Von Millionen Menschen besucht, sind sie stets Flaggschiff der nieder-österreichischen Kulturpolitik gewesen. Andere Bundesländer sind dem Beispiel Niederösterreichs gefolgt.

Der Erfolg liegt im Zusammentreffen mehrerer durchaus legitimer Interessen: Die Wissenschaft erhält eine öffentliche Plattform für die publikumswirksame Präsentation ihrer Arbeit, der Veranstaltungsort profitiert kurzfristig vom Besucherstrom und langfristig von den stets mit Landesausstellungen verbundenen Sanierungen zumeist bedeutender Baudenkmäler. Das Land als Veranstalter erfüllt einen kulturpolitischen Auftrag und kann einen positiven Imagegewinn für sich verbuchen. Niederösterreich hat sich durch die Landesausstellungen immer wieder als historisches Kernland Österreichs präsentiert und seiner Bevölkerung damit das Bewußtsein einer eigenen Identität vermittelt, die neben dem Urbanen

Zentrum Wien durchaus bestehen kann. In ihrer Tradition als Bildungszentren haben es Stifte und Klöster des Landes vielfach und immer wieder übernommen - bedingt durch das Fehlen großer öffentlicher musealer Einrichtungen - den historischen Standort zu bestimmen. Die temporären und dislozierten Landesausstellungen erfüllten die Aufgaben des räumlich beschränkten und modernen Anforderungen nicht mehr entsprechenden Landesmuseums in der Wiener Herrengasse. Damit wurde aber auch ein wesentlicher Beitrag zu einer dezentralen Präsenz kultureller Ereignisse geliefert.

Da gleichwertig zur Errichtung des Kulturbezirkes in St. Pölten auch eine kulturelle Regionalisierung gesehen wird, die den Menschen ein Anbot vor Ort bieten soll, werden Landesausstellungen auch weiterhin in den Landesvierteln stattfinden. Abwechselnd mit dem „Donaufestival" wird dies in einem Zweijahreszyklus erfolgen. Darüber hinaus wird die Schalla-burg kulturhistorische Themen präsentieren und die KUNST. HALLE. KREMS wird alte, moderne und zeitgenössische Kunst höchster Qualität aus kunsthistorischer Perspektive zeigen. So dürfte in Niederösterreich allmählich ein überregionales Ausstellungsanbot entstehen, das nicht zuletzt den internationalen Kulturtourismus ansprechen soll.

Wesentlich erscheint mir für die Zukunft, daß Ausstellungen nicht nur rückblickend orientiert sind, sondern das Hier und Jetzt, die Perspektive der Gegenwart verstärkt einbringen und damit auch den Erlebnisfeldern der Menschen näher kommen. Aus der Vergangenheit haben wir uns ausreichend legitimiert, nun gilt es, die intellektuellen und kreativen Ressourcen unserer Zeit mit besonderer Qualität zu präsentieren. Wir wollen nicht nur wissen, woher wir kommen und wo wir stehen, sondern auch, wohin wir gehen.

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