Kyoto-Nachfolge: Das letzte Ächzen

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Seit den Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen zum Kyotoprotokoll im mexikanischen Cancún 2010 treten die Verhandlungen der Staatengemeinschaft auf der Stelle. Der politische Druck, der das Kyotoprotokoll erst ermöglicht hatte, und zumindest Teile der wichtigsten Wirtschaftsmächte (minus USA und China) zu einer Selbstverpflichtung gegen den vermehrten CO2-Ausstoß trieb, scheint derzeit vollends verloren gegangen. Im Juni treffen einander mehr als 3200 Delegierte aus aller Welt, um einen Klimagipfel in Durban ab 28. November vorzubereiten. Heraus kamen Auseinandersetzungen um Verfahrensfragen und technische Details - also nichts. Die bittere Bilanz, die Umweltschützer zogen, erschöpfte sich in mehreren zehntausend Flugkilometern der Teilnehmer, die sich als CO2-Bilanz niederschlugen.

Die deutsche Regierung versucht nun in einem Nachfolgetreffen in Berlin, zumindest einen Mindestakkord vorzubereiten. Doch auch die Organisatoren des Klimaprozesses geben sich schon bescheiden. Die Chefin des Klimasekretariats Christiana Figueres forderte nun von den blockierenden Teilnehmern, vor allem von China und den USA "Optionen“ ein, über die man verhandeln könne.

Auch auf der Haben-Seite nimmt sich der Status Quo bescheiden aus. Einzelne Länder und Regierungen, wie etwa Schweden oder Dänemark haben CO2-Minderungen zugesagt, doch damit kann bei Weitem keine Begrenzung der Temperatur auf höchstens plus zwei Grad (als Referenzwert gilt Europa vor der Industrialisierung) nicht erreicht werden.

Suche nach Ausweg

In höchster Not haben Experten nun statt einem neuen Modell eine Fortführung des Kyoto-Protokolls eingefordert. Doch Russland und Japan sind gegen diese Maßnahme, die USA und China waren ohnehin nie Teil des Prozesses.

Die Europäische Union bleibt trotz der trüben Aussichten merkwürdig gelassen. "Die EU ist wieder einmal an die Spitze der internationalen Klimaverhandlungen getreten“, teilt da etwa die scheidende EU-Ratspräsidentschaft Ungarn auf ihrer Website mit. Immerhin gestand Tamás Fellegi, der zuständige Minister der Präsidentschaft, gegenüber dem EU-Parlament ein, dass es längere Zeit wohl kein Abkommen geben wird. "Wir können hoffen“, so Fellegi, dass nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl und der 2013 erfolgenden Überprüfung des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über die Klimaveränderung spätestens bis 2015 ein globales Abkommen zustande kommen kann. (tan/dpa)

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