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Salzburg

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Es ist kein schönes Spiel: das Fetl des Bären zu verteilen, so langa dieser noch aufrecht und toohl-gemut unter uns umhergeht... Diesmal waren der Salzburger Festspielpräsident Hofrat Paumgartner, der Salzburger Rundfunkintendant Dr. Paul Becker und Oskar Fritz Schuh, derzeit ohne festes Engagement und als Gastregisseur bei den Festspielen tätig, die Opfer hauptsächlich journalistischer Kombinationen.

Ihnen hatte ein Wiener Wochen blatt am vorigen Wochenende ganz» eineinhalb Druckseiten gewidmet. Besonders O. F. Schuh mußte sich im Hinblick auf seine Eignung zum künftigen Festspielpräsident An einer eingehenden Röntgenuntersuchung unterziehen, während Dr. Becker (einer der bestem, und solidesten Kulturpfleger, die Österreich hat) als Vertrauensmann und Befehlsempfänger des Salzburger Landeshauptmanns charakterisiert und als ungeeignet abgetan wurde. Nun, wir werden sehen. Vielleicht schon im Oktober...

Doch worum geht es? Hofrat Professor Paumgartner wird am 14. November 80 Jahre alt, und man hat jetzt schon einige Geburtstagsfeiern — damit auch die Festspielgäste daran teilnehmen können — in den Juli vorverlegt. Auch das ihm gewidmete Heft der österreichischen Musikzeitschrift mit Huldigungsadressen von Bundeskanzler Klaus bis zu seinem ehemaligen Schüler Karajan (den er vor einer Pianistenkarriere bewahrte, während er ihm das Inszenieren leider nicht ausreden konnte), ist bereits erschienen.

Achtzig — das ist in der Tat ein biblisches Alter; doch ist Bernhard Paumgartner ein Mann besonderer Art. Wer etwa während der letzten zwei Jahre einige Vorträge und von ihm geleitete Konzerte gehört oder ein längeres Gespräch mit ihm zu führem. Gelegenheit hatte, wird von dem Phänomen einer geradezu jugendlichen Frische, seiner vollen geistigen Präsenz und dem ungebrochenen Unternehmungsgeist des „Jubilars“ recht sehr beeindruckt worden sein. Und im übrigen soll man die großen alten Männer nicht unterschätzen, man braucht da nicht gleich an den 90jährigen Adenauer zu denken, es gibt auch in der Kunstwelt der Gegenwart ein gutes halbes Dutzend illustrer Beispiele...

Durch ein am Wochenende veröffentlichtes Kommunique des Festspielkuratoriums, bestehend aus Landeshauptmann Lechner, Bürgermeister Bäck und je einem Vertreter des Mozarteums, des Finanzministeriums, des Unterrichtsministeriums, der Bundestheaterverwaltung und des Fremdenverkehrsförderungsfonds, wurden alle Gerüchte um einen Rücktritt Hofrat Paumgartners beziehungsweise um eine Neubesetzung des Präsidentenposten als jeder Grundlage entbehrend abgetan.

Das Direktorium, in dem ein Sitz vakant ist, wird gegenwärtig von Präsident Paumgartner, Ernst Häus-sermann, Herbert von Karajan und Landesrat Josef Kraut gebildet. — Man scheint hier ganz unter sich und mit sich zufrieden, doch könnte gerade dieses Gremium eine Blutauffrischung gut gebrauchen.

Denn nicht die Vergreisung seiner Spitze, sondern die des Festspielprogramms sollte seine vordringlichste Sorge sein. Hierüber Näheres beim nächstenmal, anläßlich einer Bilanz der heurigen Salzburger Festspiele, die schon zum zweitenmal kein einziges Werk des zeitgenössischen Musiktheaters auf dem Programm haben und das Ballett erstmalig eliminieren.

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