6658403-1959_43_04.jpg
Digital In Arbeit

BERNHARD PAUMGARTNER PRÄSIDENT DER FESTSPIELE

Werbung
Werbung
Werbung

Zrnu neuen Präsidenten der Salzburger Pestspiele wurde Professor Dr. Bernhard Paumgartner, der Leiter des Salzburger Mozarteums, gewählt. Seine Vorgänger in diesem hohen Amte waren: Prinz Thurn-Taxis, der im Herbst 1917 an die Spitze des neugegründeten Vereines „Salzburger Festspielhausgemeinde“ berufen wurde, dann, seit 1922, Richard Strauss, und nach einem Interregnum Vizebürgermeister Hildmann aus Salzburg der Präses des Salzburger Offiziervereines, Oberst d. R. Heinrich Baron Puthon, der nunmehr das Amt eines Ehrenpräsidenten bekleiden wird.

Bernhard Paumgartner, 1887 in Wien geboren, entstammt einem Wiener Bürgerhaus, in welchem Musik und Leben eine unzertrennliche Einheit bildeten. Sein Vater, Doktor Hans Nepomuk Paumgartner, war Musikschriftsteller und Komponist; seine Mutter die bekannte Sängerin der k. u. k. Hofoper und Musikpädagogin Rosa Papier; seine erste Frau ist eine Tochter Peter Roseggers. — Nach dem Besuch des Theresianums wird zwar an der Universität Wien der Dr. jur. gemacht, aber das eigentliche Interesse des jungen Bernhard Paumgartner gilt der Musikwissenschaft, vor allem der Musik selbst. Sein Weg scheint zunächst zum Kapellmeisterpult und zum Theater zu führen: er dirigiert das Tonkünstlerorchester und wird Solokorrepetitor an der Wiener Oper; er arbeitet mit Bruno Walter und erlebt die Glanzzeit der Wiener Opernbühne unter Gustav Mahler.

Nach diesen an Anregungen und vielerlei musikalischer Betätigung reichen Lehrjahren kommt Bernhard Paumgartner bereits, im Jahre 1917 ans Mozarteum in Salzburg, dem er also durch über vierzig Jahre treugeblieben ist. Hier wird er aber keineswegs zum Typus des akademischen Lehrers oder Verwaltungsbeamten, sondern er verwirklicht, wie in seinem ganzen späteren Leben, die Synthese von Kunst, Wissenschaft und Leben. In dieser Zeit, so erzählt ein Kollege Paumgartners, fährt er selbst Autorennen und berichtet vor dem Mikrophon über die großen Rennen auf der Großglocknerstraße. Paumgartner lehrt, forscht, dirigiert und komponiert. Er ist der Autor zweier Opern „Die Höhle von Salamanca“ und „Rossini in Neapel“, eines Singspiels und mehrerer Schauspielmusiken zuletzt hörten wir von ihm die Bühnenmusik zu Hofmannsthals „Turm“ in der Felsenreitschule, er schreibt Bücher über Mozart, Bach und Schubert, und als er 1938 sein Amt verlassen muß, findet er die Möglichkeit, in Italien musikwissenschaftlich zu arbeiten. Nach 1945 kehrt Bernhard Paumgartner auf seinen Posten als Leiter des Mozarteums zurück, das er immer mehr zu einer Stätte der Begegnung der Künste und musischer Bildung macht. Er selbst versucht, wie eh und je, das wissenschaftlich Erkannte in die Praxis des Musiklebens umzusetzen, veranstaltet Ausgaben von Noten und Manuskripten aus dem Mozart-Kreis, dirigiert Konzerte und betreut ein großes Unternehmen: die geplante Gesamtaufnahme der Werke Mozarts durch die Philips-Schallplattengesellschaft.

Nun hat man Bernhard Paumgartner an eine Stelle berufen und vor eine, Aufgabe gestellt, die alle seine Fähigkeiten, seine Intuition und seine universelle Bildung ins Spiel bringen könnte. Wenn man ihm freie Hand gibt, wenn man ihn läßt. Wir haben auf die Schwierigkeiten der nicht sehr genau definierten Position eines Salzburger Festspielpräsidenten wiederholt hingewiesen. Dieser wird neben dem künstlerischen Leiter keinen ganz leichten Stand haben. Jedenfalls darf er mit der Verantwortung für die Festspiele 1960, deren Programm bereits vor seiner Berufung fixiert wurde, nicht belastet werden. Erst die kommenden Jahre werden zeigen, wohin Bernhard Paumgartner die Salzburger Festspiele zu steuern gedenkt und wieweit er in der Lage sein wird, das eigene Konzept durchzusetzen. Unsere besten Wünsche und gute Hoffnungen begleiten ihn dabei.

Wir haben heute ebenso viele bekenntnismäßig ausgerichtete wie staatliche Lehrerbildungsstätten, welche sichere Gewähr für die Erhaltung des angestammten christlichen Geistes bieten und daher dem Freisinn aller Farben ein Dorn im Auge sind. „Man“ hofft nun, daß im Zuge der Lehrerbildungsreform alle diese 15 Hochburgen des Katholizismus nach und nach geschleift werden könnten. Leider scheinen nicht einmal alle christlichen Kreise dieses Spiel zu durchschauen. Sie haben sich’ mindestens einreden lassen, daß es sich bei der neuen Planung nur um eine Methodenfrage und nicht um eine weltanschauliche Auseinandersetzung handle. Sie haben nicht erfaßt, was auf dem Spiele steht, was die katholischen Lehrerbildungsanstalten für ein christlich-konservatives Oesterreich bedeuten, welche unausfüllbare Lücke ihr Ausfall in unser gesellschaftliches Gesamtdasein reißen würde.

Die ganze Tragweite der hier erörterten und an das ganze österreichische Volk gerichteten Frage ging uns allen auf, die wir Anfang Oktober an einer Pressekonferenz teilnahmen, diezur Auswertung der von Professor. Buchinger veranstalteten Umfrage über unsere heutige Schuljugend abgehalten wurde. Aus der uns dort gebotenen Zusammenschau drängten sich uns erschütternde Erkenntnisse von neuem auf, vor allem die Bedrohtheit unseres ganzen volkhaften Bestandes. Unser nationaler Verjüngungsborn ist am Versiegen, das Landvolk stirbt aus. Schon ist es durch die stete Abwanderung des geistig hochstehenden Nachwuchses dahin gekommen, daß die Begabung unter der bäuerlichen Bevölkerung geringer ist als unter den gehobenen Schichten der städtischen Bevölkerung, und gerade diese Schichten haben ganz ungenügenden Nachwuchs. Wie soll Abhilfe geschaffen werden? Geldliche Unterstützung, Bildungseinrichtungen werden -kaum eine Wendung zum Besseren herbeiführen. Man kam zu dem Schluß, daß, wenn irgend etwas, so nur Menschen helfen können, die einen neuen Geist im Landvolk wecken, die neues bindendes Gemeinschaftsleben begründen. Wer sind diese Menschen? Außer dem Geistlichen kommt da vor allem der Lehrer in Trage. Aber was für eine neue Lehrergeneration muß das sein? Der neue Lehrer darf kein bloßer Angestellter sein. Es muß ein Mann sein, der in sich die heilige Verantwortung trägt, für die Jugend da zu sein, der in dem ländlichen Leben und seinem Brauchtum verwurzelt ist, der darin seine Berufung und Erfüllung erblickt, immer mehr der geistige Vater der unter seiner Obhut heranwachsenden Jugend zu werden.

Und da erhebt sich wieder die Frage: Welcher Art von Lehrer kann Verjünget und Retter unseres Volkes werden? Ist es der Intelligenzler, wie er im Massentreibhaus einer Mammuthochschule herangezüchtet wird oder ist es nicht vielmehr der Lehrer, der in einer engeren Lehr- und Lebensgemeinschaft ganzheitlich ausgebildet wurde, der zwar nicht in allem neuesten Wis- senratn herumgeschmeckt hat, dafür aber einen empfänglichen Sinn für alles Gute und Schöne, ein lauteres, teilnahmsvolles Herz, ein hohes Bewußtsein seiner Sendung mitbringt und auch jene künstlerische und musikalische Befähigung besitzt, die für einen Volksbildner unentbehrlich ist?

Das Volk selber hat die Wahl, wofür es sich entscheiden will. Hoffentlich entscheidet es sich, bevor es zu spät ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung