Nach uns der Super-GAU?

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Die Österreicher haben es gut. Die haben vor fast 20 Jahren ihr Atomkraftwerk nicht in Betrieb genommen und dafür die Wasserkraft, mit der sie von der Natur gesegnet sind, ausgebaut (was auch noch mit einigen Scharmützeln zwischen Umweltschützern und "Betonierern" verbunden war). Und jetzt erlauben sie sich, als "Besser-Wessis" den ärmeren, östlichen Nachbarn Ratschläge zu erteilen, wie man Atomkraftwerke sicher zu bauen hat. Ja, sie drohen sogar noch mit einem Veto zum EU-Beitritt, wenn man nicht auf sie hören will.

So oder ähnlich mag man in der Slowakei nun über Österreich denken und zu der in solchen Situationen beliebten (und uns nicht fremden) "Jetzt-erst-recht"-Mentalität neigen: Wir machen, was wir wollen, und lassen uns vom Ausland nichts dreinreden.

Das ist die eine Seite der gegenwärtigen Diskussion um die Inbetriebnahme des slowakischen Kernkraftwerks Mochovce, das internationalen Experten zufolge westlichen Sicherheitsstandards keineswegs entspricht (aber das trifft ja seit langem auch auf Bohunice zu).

Die andere Seite ist, daß wirklich niemand das Risiko einzuschätzen vermag, das mit der Atomenergie, ob militärisch oder sozusagen friedlich angewandt, verbunden ist, und daß auf diesem Gebiet offenkundig Machtstreben und Gier, Fehlinformation und leichtfertiger Umgang mit Menschen wuchern.

Müssen Staaten wie zuletzt Indien (und in der Folge vermutlich Pakistan) wirklich ihre Atommuskeln spielen lassen? Soll man der Atomlobby noch irgendetwas glauben, seit bekannt wurde, daß bei den deutschen Castor-Transporten die Strahlenbelastung für die darüber völlig im unklaren gelassene Begleitmannschaft bis zum 3000fachen der zulässigen Höchstgrenze betragen hat?

Bedenkt man, wie lange noch auf den heute anfallenden Atommüll aufgepaßt werden muß, ist die Atomenergie die bei weitem teuerste Form von Energie. Allein dieses "Nach uns die Sintflut"- oder "Nach uns der Super-GAU"-Denken offenbart das ethische Defizit unseres Zeitalters.

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