6782763-1969_50_11.jpg
Digital In Arbeit

Keine echte Konfrontation

19451960198020002020

Dieses Memeirenwerk — 4er Titel des Buche» bringt diesen Charakter leider nicht sum Auadrnek —, das in seiner spanischen Originalausgabe drei Auflagen hat und nun Ins Deutsche übertragen wurde, wird wahrscheinlich auch in unserem Sprachgebiet gröderes Interesse finden. Der Autor gehörte dem Jesuitenorden an, den er im Jahre 1947 mit einer päpstlichen Sondergenehmigung verlieft. Er trat dann der Freimaurerei bei, die er durch fast swansigjährlge Mitarbeit in Südamerika kennengelernt hatte. Dies aber unabhängig von einer kirchlichen Genehmigung, da ja Katholiken der Beitritt nur Loge unter einer speziellen Exkommunikation verboten ist.

19451960198020002020

Dieses Memeirenwerk — 4er Titel des Buche» bringt diesen Charakter leider nicht sum Auadrnek —, das in seiner spanischen Originalausgabe drei Auflagen hat und nun Ins Deutsche übertragen wurde, wird wahrscheinlich auch in unserem Sprachgebiet gröderes Interesse finden. Der Autor gehörte dem Jesuitenorden an, den er im Jahre 1947 mit einer päpstlichen Sondergenehmigung verlieft. Er trat dann der Freimaurerei bei, die er durch fast swansigjährlge Mitarbeit in Südamerika kennengelernt hatte. Dies aber unabhängig von einer kirchlichen Genehmigung, da ja Katholiken der Beitritt nur Loge unter einer speziellen Exkommunikation verboten ist.

Werbung
Werbung
Werbung

JESUITEN UND FREIMAURER. Dr. Töhötöm Nagy. Mit einem offenen Brief an Seine Heiligkeit Paul VI., Wien 1969, Verlag Wilhelm Frick, Wien, 520 Seiten, DM 13.—.

Im vorliegenden Werk faßt der Autor nun die Erfahrungen, die er im Jesuitenorden wie in der Freimaurerei gemacht hat, memoiren- haft zusammen. Es ist wichtig zu betonen, daß es Memoiren sind und nicht eine wissenschaftliche oder kritische Darstellung des Jesuitenordens und der Freimaurerei. Die Aussagen des Autors beruhen einzig und allein auf persönlichen Erlebnissen und subjektiver Meinung. Der Rezensent kannte den Autor persönlich und glaubt, keinerlei Grund zu haben, die Wahrhaftigkeit der Aussagen des Autors zu bezweifeln.

Was den ersten Teil des Werkes betrifft, so muß allerdings gesagt werden, daß es nicht um eine Darstellung des Jesuitenordens geht, sondern vielmehr um das Werk, das Dr. Nagy mit einigen Mitbrüdern in Ungarn aufzubauen versuchte, nämlich eine große katholische Bewegung der Landjugend Ungarns. Sowohl die Energie wie auch die Idee des Autors und seiner Mitarbeiter sind zu bewundern. Es war aber vielleicht schon zu spät, da das unerwartete Kriegsende und der Einmarsch der Russen ein jähes Ende bereiteten.

Das tragische Ende dieses Unternehmens und die Verwicklungen, die es mit der Hierarchie, besonders mit Kardintai Mindszenty, hervorrief, vermögen wir nicht zu beurteilen, wir können sie nur als subjektive Auffassung des Autors gelten lassen. Der zweite Teil befaßt sich nun mit der Freimaurerei, und Dr. Nagy versucht, seine persönlichen Erfahrungen in der Loge wiederzugeben und auch eine genaue Beschreibung sowohl des Zieles der Loge als auch des Rituals darzulegen. Man folgt seinen Darlegungen mit Interesse, wenngleich man mitunter doch den Eindruck nicht beiseite schieben kann, daß es dem Autor um eine Apologetik der Freimaurerei geht. Auch wenn die Ausführungen des Autors als ehrliches persönliches Zeugnis annimmt, kann man sich aber trotzdem nicht des Eindrucks erwehren, daß das eigentliche Ziel des Werkes die eben genannte Apologetik der Freimaurerei sei und das übrige mehr als Aufhänger dient. Damit wollen wir nicht sagen — um es noch einmal zu betonen —, daß wir an der Aufrichtigkeit des Autors zweifeln. Ein anderes aber ist es, ob mit seinen Ausführungen alle Fragen, die an die Freimaurerei von Seite der Kirche und auch der Gesellschaft gestellt werden müssen, beantwortet sind. Dazu kann ein memoirenhafter Bericht allein nicht ausreichen.

Einige Bemerkungen müssen zu dem Kapitel „Ist die Freimaurerei eine Religion?“ (S. 412—430) gemacht werden. So ausführlich der Autor das Ritual der Logen schildert, so wenig überzeugend scheinen uns seine Argumente zu sein, mit denen er zu beweisen versucht, daß die Freimaurerei doch keine Religion oder kein Religionsersatz sei. Gewiß, wenn die Freimaurerei auch keine Dogmen im Sinne der katholischen Kirche hat, so ist damit noch keineswegs bewiesen, daß viele Teile des Rituals doch einen religiösen Sinn haben, bauen doch die meisten Logen auf dem Glauben an Gott auf. Man kann jedenfalls diesem Ritual einen gnostischen Sinn zugrunde legen, und dies scheint doch vielfach zu geschehen, wie es auch die neuere Logenliteratur bestätigt.

So muß wohl auch der offene Brief an Papst Paul VI., mit dem der Autor das Werk beschließt, verstanden werden. Er ist auf subjektiven Meinungen des Autors aufgebaut.

Für ein Gespräch zwischen Kirche und Freimaurerei scheint uns das Werk des Autors wenig dienlich zu sein. Die eigentliche. Frage: Wie steht die Freimaurerei zur christlichen Offenbarung, versteht sie sie im Sinne der kirchlichen Lehraussagen oder legt sie ihnen einen anderen Sinn zugrunde? ist unseres Erachtens vom Autor nicht geklärt und könnte auch mit einem me- moirerihaften Bericht nicht geklärt werden. Die eigentliche Frage kann nur in einer vollkommen sachlichen und offenen Auseinandensetzung der Partner geklärt werden. Der Aute? scheint auch völlig die Tatsache zu übersehen, daß die Freimaurerei keine vollkommen homogene Gesellschaft ist. Es gibt überdies heute schon Werke, auch solche von Katholiken, die nicht nur auf persönlicher Zeugenaussage, sondern auf den Ergebnissen wissenschaftlich exakter Forschung aufbauen.

So hat dieses Memoirenwerk nur beschränkten Wert, eben den Wert von Memoiren. Dem tiefer Fragenden kann es keine sicheren Antworten vermitteln.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung