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Zur Darstellung des Politischen

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DIE POLITISCHE WISSENSCHAFT. Von Carl Joachim Friedrich. Sammlung Orbis, Band 1/8. XII und 450 Seiten. Preis 32.80 DM.

Die Politik ist nicht allein „Kunst”, Adaptierung von „Künstlern” in der Gewinnung von Macht im Staat an die sich bietenden Chancen, sondern sie ist Wissenschaft, echte Wissenschaft, deren Materialien, mit durchaus rationalen Methoden gesammelt und systematisiert dargeboten, tiefe Einsichten in die Wirklichkeit vermitteln und zudem ein sachgesetzlich richtiges Verhalten indizieren. Nach Jahrhunderten der Verkümmerung der politischen Wissenschaft, eine Folge der Staatsfremdheit sowohl des Liberalismus wie später des Marxismus, ist heute eine Renaissance der Politologie offenkundig. Damit aber die Politologie wissenschaftlich haltbare Lehre sein kann, bedarf es der Voraussetzung einer freien Gesellschaft und einer demokratischen Staatsordnung, in deren Rahmen allein jene Fakten offenkundig dargeboten werden können, welche für die Politologie den Charakter von Urmaterial haben.

Der Verfasser des vorliegenden Orbis- Bandes, Professor sowohl in Harvard wie in Heidelberg, will mit seinem Buch weniger eine Einführung in das Wesen der politischen Wissenschaft bieten, als eine Darstellung der in der Geschichte gewählten Methoden der Darstellung des Politischen. Zu diesem Zweck werden gleichsam als Beleg der jeweils gewählten Methode Lesestücke aus den Werken der Klassiker der politischen Wissenschaft publiziert.

Nach Ansicht des Verfassers ist alle politische Wissenschaft bei Aristoteles in dessen Sozialontologie begründet, welche die Basis für die Analyse des politischen .Prozesses bietet, der sieb ijijrSaapntmgsfeld XOp Eintel meuis.ch und konstituierter Gemeinschaft von Macht -und Gegenmacht vollzieht. Von Aristoteles führt uns der Autor zu Machiavelli, dem Verkünder eine amoralischen Realismus und Pragmatismus in der Politik, zu Hobbes, der das Phänomen des Politischen mit den Methoden der Psychologie analysiert, zu Montesquieu, Bume und Kant bis zu Max Weber und den angloamerikanischen Politologen, jeweils eine Einführung in das Werk mit der Wiedergabe typischer Textstellen verbindend. Auf lebende Autoren wird bewußt nicht eingegangen.

Das Buch ist eine Problemgeschichte (wenn wir wollen: auch eine Dogmengeschichte), hinter welcher das Anliegen des Verfassers steht, die Politologie als Wissenschaft trotz ihres sachlichen Bezuges als eine Lehre zu verstehen, die der Wertung bedarf. Ist doch schon die Fragestellung eines Forschers Bekenntnis und jede Analyse An-Schauung. Ein Versuch, die Politologie etwa nur als eine wertneutrale Physik der Widersprüche von Macht und Ohn-Macht zu verstehen, führt letztlich dazu, daß derjenige, der sein Forschen als „wertefrei” verstanden wissen will, lediglich seine eigene Bezügliohkeit und durchaus auf Werte bezogene Meinung und Interessiertheit für die absolut gültige erklärt.

Ein ausgezeichnetes Buch, sowohl was das hervorragende Vorwort betrifft wie die Auswahl der Texte.

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