Tauschobjekt für Religionsfreiheit gesucht

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Wer bereits in Norbert Lesers neuem Buch "Spezialdemokratie Österreich" geschmökert hat und die Theorien des Autors zur Gefahr der Islamisierung kennt, der konnte sich vorstellen, wie ein Zusammentreffen des Sozialphilosophen mit Vertretern des Islam ausgehen wird. Doch die Realität übertraf die Vorahnung bei weitem.

Islamfachmann Heinz Nußbaumer eröffnete den prominenten Reigen im Wiener Hotel Bristol zum Thema: "Europa und der Islam". Nicht das Christentum werde von Muslimen als Gefahr gesehen, erklärte Nussbaumer, sondern die Angst gehe um, der Islam könnte für seine Gläubigen einmal auch so geringe Bedeutung haben, wie heute das Christentum für die Mehrzahl der Christen. Nußbaumer warnte vor Stereotypen: "Kommen wir ohne Feindbild nicht aus?"

Norbert Leser ließ diese selbstkritische Frage nicht an sich heran: Der Islam sei eine Schwertreligion und legitimiere den Dschihad, wetterte er. Die Scharia, die Tötung von Glaubensabtrünnigen werde praktiziert, alle Frauen diskriminiert, und die westliche Welt sollte nur reziprok zu religiösen Zugeständnissen der islamischen Welt die Religionsfreiheit gegenüber dem Islam zulassen.

Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, und Heinz Halm, Islamwissenschafter aus Tübingen, widersprachen heftig: Die Probleme mit der islamischen Welt seien politischer Natur und müssten zuerst auf der politischen Ebene gelöst werden. Außerdem versteht sich Schakfeh nicht als Tauschobjekt: Er sei ein aus Überzeugung loyaler österreichischer Bürger islamischen Glaubens. Seine Rechte und Pflichten ließen sich nicht reziprok gegen Rechte und Pflichten in islamischen Ländern eintauschen. WM

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