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Porta inferi

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Knapp nach dem Prozeß der tschechischen Kommunisten gegen zehn hohe geistliche Würdenträger in Prag, wurde jetzt ein neuer Prozeß gegen die Spitzen der slowakischen Kathollken In Preßburg in Szene gesetzt. Die Angeklagten waren der 71 jährige Zlpser Bischof Jan Voj-t a 8 8 i k, der 62jährige Weihbischof von Preßburg Michael B u z a 1 k a und der 62jährige griechisch-katholische Bischof von Presov Pavel G o j d 1 c. Wie vorauszusehen war, erhielten die Angeklagten unmenschlich hohe Strafen; Bischof Voj-taSSik 24 Jahre Zuchthaus, die beiden anderen Bischöfe lebenslängliches Zuchthaus. Die Anklage lautete, wie üblich, auf Hochverrat und Spionage. Ferner behauptete die Anklageschrift, die Angeklagten hätten in den Jahren 1938 bis 1939 versucht, mit Gewalt die Verfassung der Republik zu ändern, In den Jahren 1939 bis 1944 dem Feind Vorteile verschafft und von 1945 bis 1950 Staatsgeheimnisse erkundet und fremden Mächten verraten und die volksdemokratische Ordnung zu vernichten versucht.

Wieder mußten die Argumente recht weit hergeholt werden: ein Buch Bischof VojtaSSiks aus dem Jahre 1923, In dem die Sowjetunion angegriffen wird, ein Hirtenbrief der slowakischen Bischöfe aus dem Jahre 1924 gegen kommunistische Organisationen...

Wieder waren es In erster Linie nicht die drei Angeklagten, sondern die katholische Kirche selbst, Ihre Lehren und Ihre Einrichtungen, gegen die sich die Angriffe der Anklageschrift wenden: „Durch religiöse Zeremonien, Volksmissionen, Marlanlsche Kongregationen, eucharisti-sche Vereine, in Predigten, Besinnungsstunden, mit Unterschriftenaktionen, in den Kirchen, durch Agitationen von Nonnen bei den Schwerkranken in den Krankenhäusern hetzten sie die Gläubigen gegen die Regierung auf...“

„Die niedrigen Geistlichen wurden durch Terror gezwungen, in den Kirchen staatsfeindliche Hirtenbriefe, illegale Hetzschriften zu verlesen, und so zu strafbaren Handlungen veranlaßt.“

Die Teilnahme an Bischofskonferenzen, der Kampf gegen die Bodenreform und die Einheitsschule, die Bekanntmachung des Exkommunikationsdekrets und die Vorsorge für den Fall der eigenen Verhaftung waren weitere Punkte der Anklage. Das restliche Anklagematerial enthielt Kleinigkeiten aus der kurzen Geschichte des selbständigen slowakischen Staates, wie die Verleihung des Großkreuzes des Ordens vom slowakischen Kreuz an Bischof Vojtassäk als Mitglied des slowakischen Staatsrates und des Verdienstkreuzes für die Verteidigung des Staates an Dr. Buzalka als den Militärbischof der slowakischen Armee.

Der Prozeß selbst ist nur ein Glied in der langen Kette der Verfolgungen, denen die katholische Kirche in der Slowakei seit langem ausgesetzt ist und die auf ihre endgültige Vernichtung zielen.

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