Für mehr „gedeihliches Miteinander“
Konzepte der ganzheitlichen Medizin sollten gefördert werden, findet FURCHE-Leserin und Ärztin Rosemarie Brunnthaler-Tscherteu. Eine Leserreaktion auf Marianne Gronemeyers Artikel zur Frage: Was hält uns noch lebendig?
Konzepte der ganzheitlichen Medizin sollten gefördert werden, findet FURCHE-Leserin und Ärztin Rosemarie Brunnthaler-Tscherteu. Eine Leserreaktion auf Marianne Gronemeyers Artikel zur Frage: Was hält uns noch lebendig?
Der Artikel von Marianne Gronemeyer hebt sich wohltuend aus dem journalistischen Mainstream dieser Tage ab und ich möchte mich als psychosomatisch orientierte Ärztin sehr dafür bedanken! Ivan Illichs Konzepte einer ganzheitlichen Medizin haben mich schon als Studentin beeindruckt und unter anderem dazu geführt, dass mein Blick über die Grenzen der Naturwissenschaft hinaus ging und ich mich der Psychosomatik, Psychotherapie und Komplementärmedizin zuwandte. Nun erlebe ich – wie im Artikel auch deutlich geschildert - in meiner Praxis die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie, aber auch, dass die homöopathische Medizin sowohl bei den akuten Covid 19-Erkrankungen wie bei den Ängsten davor gut wirkt.
Die gleichen Erfahrungen machen meine KollegInnen weltweit, nur leider greifen dies weder Politik noch Medien auf. Wie schön wäre es, wenn sich sowohl konventionelle wie komplementäre Medizin im Sinne einer Integration am „gastlichen Tisch zur freien Unterredung“ versammeln würden, wie es von M. Gronemeyer als Urbild der Konvivialität beschrieben wird! Immerhin vertrauen laut einer Marktforschung 2018 ca 70 Prozent der Österreicher auf die Wirkung homöopathischer Arzneien. Ein gutes Beispiel der integrativen Medizin gibt es im Krankenhaus Lienz: Aufgrund der positiven Erfahrungen im Frühjahr ermöglicht der Krisenstab auch jetzt weiterhin die homöopathische Mitbehandlung bei an Covid 19 erkrankten PatientInnen auf der Normal- und Intensivstation. Dieses „gedeihliche Miteinander“ funktioniert z.B. auch sehr gut in Indien, wo Homöopathie sich bei der Bewältigung der dort häufig vorkommenden Epidemien bewährt hat und auch an den Universitäten gelehrt wird.
Dr. Rosemarie Brunnthaler-Tscherteu ist Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin.
Lesen Sie dazu auch die Replik auf Marianne Gronemeyer von Regina Polak.