Milde Gaben um 430 Millionen Euro

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Österreicher spenden gerne und reichlich: Das Österreichische Institut für Spendenwesen errechnete für 2007 ein Spendenaufkommen von 400 Millionen Euro, erwartete für 2008 eines von 430 Millionen Euro. Für heuer wird ein ähnliches Volumen prognostiziert. Die „informellen Spendeneingänge“, gemeint sind Zuwendungen an Kirchen und Religionsgemeinschaften, sind darin noch nicht enthalten. Geschätzt werden diese „informellen“ Spendenvorgänge im Jahresbericht des Institutes auf 40 Millionen Euro, in einer aktuellen Diplomarbeit hingegen auf 60 Millionen Euro. Dabei erweist sich auch die katholische Kirche nochmals als tüchtige Sammlerin, ihre Mitglieder zeigen sich spendabel: Für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und die Missionen wurden von der katholischen Kirche 1970 rund 4,10 Millionen Euro, 2007 hingegen 26,6 Millionen Euro aufgebracht.

Die Spendenvolumina großer Organisationen sind beachtlich, decken aber nur einen geringen Teil ihrer Leistungen. Das Rote Kreuz erlöste 2007 rund 39 Millionen Euro aus Spenden, deckt damit aber nur 11,2 Prozent seines gesamten Umsatzes. Ähnliches gilt für die Caritas, die laut Spendenbericht 2008 mit einem ähnlich hohen Betrag wie das Rote Kreuz sogar weniger als zehn Prozent der Umsätze daraus finanziert.

Wo solche Beträge im Spiel sind, sollte die Kontrolle nicht weit sein. Diese einzuführen war vor über zehn Jahren dringend geboten. Seit 2001 hat die Kammer der Wirtschaftstreuhänder an bisher 183 Organisationen ihr Spendengütesiegel vergeben. Die Kriterien für die Vergabe orientieren sich an internationalen Standards und reichen von Rechnungslegung über ein Kontrollsystem bis zu Finanzpolitik, Transparenz und Ethik. Die Checklist des Spendengütesiegels zählt nahezu 300 auszufüllende Zeilen.

Steuerliche Absetzbarkeit

Noch jünger als das durch den Druck der Ereignisse eingeführte Kontrollsystem des Spendengütesiegels ist die durch öffentliches Begehr neu gestaltete steuerliche Absetzbarkeit von Spenden. Grundsätzlich sind Spenden, so erklärt das Finanzministerium, als freiwillige Zuwendungen nicht abzugsfähig. Aber aufgrund gesetzlicher Anordnung sind Spenden an ausdrücklich genannte Einrichtungen betraglich begrenzt als Betriebsausgaben (wenn sie aus dem Betriebsvermögen geleistet werden) oder als Sonderausgaben (wenn sie aus dem Privatvermögen geleistet werden) abzugsfähig. Dazu zählen Zuwendungen für Forschung und Bildung oder an mildtätige Vereine oder Hilfseinrichtungen. Die genaue Übersicht, an wen steuerlich begünstigt gespendet werden kann, bietet das Finanzministerium auf seiner Homepage.

Das Spendenwesen in Österreich in seiner Gesamtheit darzustellen, sei unmöglich, schreibt das Institut für Spendenwesen. Die Initiativen seien zu vielfältig, zu unübersichtlich, zudem fehle es – etwas im Unterschied zu Deutschland – an gesicherten Daten. Doch immerhin würden 80 der Österreicher zumindest einmal im Jahr spenden, im Durchschnitt werde vier mal pro Jahr gespendet. Und damit liegt Österreich ziemlich genau im Durchschnitt der europäischen Staaten.

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