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Vertiefter Dialog der Religionen

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Europas größte Moschee, die blaue Moschee, wurde gemeinsam mit dem islamischen Kulturzentrum in Rom unter dem Monte Antenne im Parioliviertel Ende Juni feierlich eröffnet. Unter noch kaum Schatten spendenden Palmen versammelten sich Würdenträger des Islam, des Staates und des Vatikan und begaben sich in den mosaikgeschmückten Konferenzsaal, der neben der 40.000 Bücher umfassenden Bibliothek, der Schule und dem Kindergarten liegt. Palästinenser in schwarzweißen Gewändern, Saudis und Jordanier mit karierten Kopfbedeckungen, goldbetreßte Kuwaiter. Prinz Salman SIN Abdulaziz AI-Saud, der Vertreter des Hüters der Zwei Heiligen Moscheen, war die Hauptperson dieser für Born surreal anmutenden, feierlich mondänen Zeremonie und saß neben Staatspräsident Scalfaro und Italiens weißbeschleier-ter Außenministerin Susanna Agnelli.

Für den Vatikan waren die Bischöfe demente Biva und Michael Fitzgerald anwesend. Ein zehnjähriger Junge las mit singender Stimme Verse aus dem Koran. Ein himmelblauer Teppich dispensierte die Anwesenden vom Ablegen der Schuhe und geleitete in das Innere der Moschee, die verzaubert war durch das Licht, das durch die vielfarbigen Scheiben drang und auf den himmelblauen Keramiken auffiel. Vor dem in vielen Farben blitzenden Mihrab, der Nische, die die Richtung nach Mekka anzeigt, entstand ein Stau von Neugierigen.

Die drei verantwortlichen Architekten, Paolo Portoghesi, Vittorio Gigliotti und Sami Mousawi bedauerten, daß sie keine Bewilligung bekamen, dem Minarett die richtige Höhe zu geben, auch wird aus Bücksicht auf die Anrainer kein Muezzin die rund 40.000 in der ewigen Stadt lebenden Mohammedaner zum Gebet aufrufen.

50 Millionen Dollar, zum Großteil von Saudi-Arabien finanziert, hat dieses Islamische Zentrum gekostet, der Grund wurde vom italienischen Staat gespendet.

Die Frage, ob die Existenz der Moschee in Born die Religionen einander näherbringen würde, beantwortete Monsignore demente Riva bejahend: „Der Dialog zwischen den großen Religionen des Buches, der jüdischen, der christlichen und dem Islam könnte damit vertieft werden, und zwar in drei Richtungen: föne im Konzil behandelte religiöse, eine kulturelle und eine der Solidarität für die aus islamischen Ländern Immigrierten und sozial Benachteiligten.”

Anderer Meinung sind ultrakonservative Katholiken, etwa das Kulturzentrum „Lepanto”, dessen Mitglieder sich in einer unweit der Moschee liegenden Kirche zum Gebet versammelten, „um wegen der schweren Beleidigung, die der islamische Tempel in der Hauptstadt des Christentums darstellt, um Verzeihung zu bitten”. Die Präsenz des Kammerpräsidenten Irene Pivetti bei diesem Gebet löste massive Polemiken aus.

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