6738782-1966_32_15.jpg
Digital In Arbeit

Ein Schauspielerstück

Werbung
Werbung
Werbung

So wie dieser Sommer kein richtiger Sommer, so ist „Der vielgeliebte Herr Brotonneau“ von Robert de Flers (ehemaligem Mitglied der Acadėmie Franęaise) und Gaston Arman de Caillavet keine richtige Komödie. Aber Rohmaterial für einen großen Komiker. Monsieur Brotonneau, Bankprokurist und treuer Diener seiner Herren, dessen Geschäftsgeist und Pünktlichkeit das Unternehmen . seit Jahren florieren läßt, gerät in eine Dreiecksituation, die längst zu einer Art Warenzeichen für die französische Komödie geworden ist. Boulevardkomödien beziehen nun einmal ihre Verwicklungen mit Vorliebe aus der Tatsache, daß die Monogamie nicht selten Prüfungen und Anfechtungen ausgesetzt sein kann. Nun, auch wenn uns der deutsche Bearbeiter (Horst Budjuhn) versichert, daß die bewährten Stückeschreiber De Flers und Caillavet recht genau wußten, was sie taten, „als sie augenzwinkernd dem traditionellen Genre eine neue Seite abzugewinnen suchten“: So ist es gerade dieses Augenzwinkern, das sie daran hinderte, mit einem „halben Seitensprung über Tantiemenbarrieren hinweg in die Sozialkritik“ sich einer „zeitlosen Wahrheit“ zu nähern.

Das Stück, flach in der Charakterzeichnung und im Dialog, lebt von der Hauptfigur, die ein Charakterdarsteller im Rang eines Raimu mit Leben erfüllen konnte, was er auch in der Comėdie Franęaise und im Film getan hat. In Wien tat es nach ihm mehrere Male der ausgezeichnete Komiker Richard Romanowsky. An ihn erinnert jetzt ein wenig in seiner atomisierenden Sprechweise Ernst Waldbrunn. Nur schöpft Waldbrunn als Schauspieler nicht aus der Fülle wie seine Vorgänger und ist kaum imstande, das Stück einen Abend lang zu tragen. Noch dazu, wo Regisseur Friedrich Kaltinaihm und den übrigen Mitspielern im Theater in der Josef- stadt völlig freie Hand läßt. Grete Zimmer als Frau Brotonneau ist viel zu grell, Christine Merthan als liebendes Mädchen gar zu sentimental. Gut Georg Bucher und Elfriede Ram- happ in Episodenrollen. Sommerware, gewiß; aber mit etwas distanzierender Ironie zu der sechzigjährigen Komödie und mit einem Voll- blutschauspdeler in der Titelrolle ergäbe sie immer noch einen amüsanten Theaterabend. Einem Teil des Publikums schien es aber auch so zu gefallen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung