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Für Gott und die Menschen

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ZEICHEN DES HEILS. Von Erich Widder. Oberösterreichischer Landesverlag. Linz. 90 Selten Text, 7 farbige und 110 Schwarzw clßabbildungen. Preis 276 S.

Der österreichischen Kirchenkunst der Gegenwart widmet Doktor Erich Widder, dem man schon den ausgezeichneten Band „Glanz des Ewigen“ verdankt, ein ausführliches und eingehendes Werk. Es ist hier nicht der Platz und nicht die Möglichkeit gegeben, den österreichischen Sakralbau unserer Zeit der Kritik zu unterziehen, obwohl vieles — und nicht nur Schmeichelhaftes — über ihn gesagt werden müßte. Gemessen an den großen Leistungen der Vergangenheit wurde bisher kaum Gleichwertiges geleistet, wenig Würdiges, aber in seiner Auswahl beweist der Verfasser, daß er dieses zu finden und zu schätzen weiß.

In seinem Vorwort zeichnet Widder die Entwicklung von Otto Wagner, der Säuberung des Baugedankens von allem Beiwerk über Peter Behrens bis zu Clemens Holzmeister und der Gegenwart nach, ohne die Leistungen zu vergessen, die in Deutschland von Bartning, Dominikus Böhm und Rudolf Schwarz gesetzt wurden, und ohne zu übersehen, daß die Erneuerung im Kirchenbau vom Einfluß Romano Guardinis und Pius Parsch', einer liturgischen Bewegung, getragen wurde. Der Zug zum Wesenhaften begann sich anzubahnen und langsam zu erfüllen, ein Weg, der in Frankreich schon früher von Perret und in der Schweiz von Hermann Baur eingeschlagen worden war. Nicht alles, was diesem Weg folgt, ist lauter Gold geworden, aber die Bemühung war echt, dem Verhältnis des Menschen zu Gott seinen Raum, seinen wesenmäßigen Ausdruck innerhalb der Erfordernisse des Kultes Ausdruck zu geben. Die neuen Mittel des Stahlbetonbaues haben den Architekten ein großes

Maß an Freiheit geschenkt; daß diese Freiheit gelegentlich mißbraucht wird, ist bedauerlich, aber unvermeidlich. Daß das Schmuckbedürfnis manchmal das Maß des Geschmackes überschreitet und oft nur Formeln, aber keine Formen gefunden werden, ist in einer Zeit, die das Maß vermissen läßt, erklärlich.

Das echte Ringen jedoch um Formen, um eine Einheit, um eine Durchgeistigung der Baukörper, Bilder und Kunstgegenstände ist unverkennbar und in seinem Bemühen von größter Dramatik. Auch hier oder gerade hier geht es um die letzten Dinge, die zu sagen sind. Daß in ihnen besonders das Antlitz des Menschen zu bestehen hat, das heute so ängstlich ausgeklammert oder übermalt wird, müßte eigentlich selbstverständlich sein. Allen diesen Erfordernissen bemüht sich das Buch von Erich Widder gerecht zu werden. Es ist eine würdige Dokumentation des Weges zur Wahrheit.

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