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Unverwstlicher Schwejk

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Jaroslav Haseks Roman vom „Braven Soldaten Schwejk“ hat bei ßeinem Erscheinen einen Entrüstungssturm hervorgerufen. Sowohl im eigenen Volk als auch bei den Anhängern des alten Österreich. Begreiflich. Zuviel an Perfidie wurden hier der alten Monarchie in die Schuhe geschoben. Andererseits hätte die Aufregung nicht so groß sein müssen: war doch in den „Letzten Tagen der Menschheit“ von Karl Kraus ähnliches gestanden, nur weniger gutmütig. Und die Angehörigen des eigenen Volkes waren natürlich erat recht entrüstet: hatte doch der Autor 6ich nicht gescheut, die Sonde seiner Ironie auch an das eigene Volk zu legen, wodurch seine Charaktereigenschaften nur zu deutlich enthüllt wurden. Und Enthüllungen haben die wenigsten gern.

Dennoch ist dieses Buch wert, seinen Rang zu behalten. Eben weil es wie kein zweites ein Porträt der tschechischen Nation gibt: seine Kraft zur Selbstironie, seinen Hang zur Gutmütigkeit, seine Gabe, legale Mittel so zu gebrauchen, daß der vom Gesetzgeber nicht gewünschte Zweck erreicht wird, seine Fähigkeit, hinter einem Lächeln eine undurchdringliche Maske aufzusetzen, an der alles abgleitet.

Max Brod, der bekannte Prager Dichter, hat versucht, aus der deutschen Ubersetzung ein Theaterstück zu schaffen. Ein Versuch, der scheinbar gelingen mußte. Waren doch weite Partien Gespräche Schwejks in direkter Rede,die einfach herausgenommen werden konnten. Der Venuefa gelang nicht sehr: zuviel mußte weggelawen werden. Dem ganzen Stück fehlte damit die Spannung und Dramatik. Wenn es dennoch ein berühmtes Stück wurde, so verdankt es dies vor allem Max Pallenberg, der In unvergeßlicher Weise den Typus Schwejk verkörperte.

Das Volkstheater in Wien inszenierte eine neue Aufführung des Stückes. Mit Karl Skraup In der Titelrolle. Den Schatten Max Pallen-bergs hinter sich. Und der Gefahr, ein Klischee von ihm zu bieten. Die bemerkenswerte Leistung gelang. Skraup stellt einen durchaus eigenen, ja neuen Schwejk auf die Bühne. Sein Schwejk ist graziler, nobler, feiner als der Palenbergs. Skraups Schwejk Ist ein Schelm, dessen Satire erheitert und nicht verletzt. Nochmals, eine bemerkenswerte Leistung,

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