Wer zu früh kommt ...

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Vielleicht fühlte sich Alexander Wrabetz, ORF-General in spe, ja zu einer Wahl zwischen Teufel und Beelzebub oder zwischen Skylla und Charybdis gedrängt. Man darf davon ausgehen, dass auch der künftige (rote) Herr des Küniglbergs - wie der Rest Österreichs - das sonntägliche Wahlergebnis nicht erahnte.

Also wähnte er, folgende Wahl zu haben: zwischen der 1.) realen Gegenwart, in der seiner Meinung nach nur mit einer durchwachsen orangenen Führungs-Mannschaft die Mehrheit im Stiftungsrat zu erreichen war, oder der 2.) gar nicht irrealen Zukunft, in der eine haushoch siegende ÖVP ihm das Direktorenteam diktieren würde.

Wie wir wissen, setzte Wrabetz auf Variante 1, was soweit ging, dass er (und die "roten" Stiftungsräte) nicht den SP-nahen Karl Amon zum Hörfunkdirektor machten, sondern den Kärntner Willy Mitsche - bekanntlich eine Besetzung von Jörg Haiders Gnaden. Die Erkenntnis für den baldigen ORF-Generaldirektor nach diesem Wochenende: Auch wer zu früh kommt, den bestraft das Leben.

Eigentlich sind aber all die Farb-Varianten, ob nun strategisch geschickt oder mit weniger Fortüne gespielt, das leidige Ärgernis, das jede ORF-Besetzung - inklusive der designierten - umwölkt: Der parteipolitische Wind kann sich schnell drehen, siehe Sonntag. Und wenn man sein Fähnlein danach richtet (besser: richten muss, weil die ORF-Gesetze seit Jahrzehnten so gestrickt sind, dass nichts anderes möglich scheint), dann kann eine neue Mannschaft flugs wie eine von gestern aussehen.

Das Übel liegt - bei aller Kritik an den konkret Handelnden - aber am System. Das zu ändern, also den ORF aus der Parteienumklammerung zu befreien und in Richtung Unabhängigkeit zu entlassen, hat noch jede neue Regierungskonstellation versprochen - und nicht gehalten. Sollten wir nun wirklich glauben, dass dies anno 2006 besser wird?

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