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Neuer alter Strauß

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Look, they are playing Strauß!", hörte ich begeistert einen jungen Amerikaner in Melk zu seiner Begleiterin sagen. Sollte er in dem Konzert gewesen sein, wäre er wohl überrascht gewesen: Nicht der Walzerkönig wurde bei den diesjährigen Internationalen Barocktagen in Melk aufgeführt, sondern Christoph-Strauß (uml575/8(M631). Der Wiener Organist, der für kurze Zeit Kapellmeister am Kaiserhof und später zu St. Stephan war, komponierte 36 Motetten in der Tradition Gabrielis, außerdem eine Anzahl von Messen. In derselben musikalischen Tradition ist auch sein Zeitgenosse Giovanni Priu-li anzusiedeln; auch er war Hofkapellmeister in Wien. Die Aufführung der Werke unbekannter österreichischer Komponisten ist eine der Intentionen der Konzerte im barocken Stift

Melk. „Musik, die sonst in Archiven verstaubt, soll hier gespielt werden", so Helmut Pilss, langjähriger Intendant der Pfingstkonzerte. Heuer gastierten die Ensembles II Giardino Är-monico, Musica ad Bhenum, Gradus ad Parnassum sowie das Clemencic Consort mit Musik von Walther von der Vogelweide bis zu Johann Sebastian Bach.

Die mittlerweile zum fünften Mal stattfindenden Barocktage werden immer mehr zu einem ganzheitlichen Augen- und Ohrenschmaus: Beim üppigen Abendbuffet tauchte diesmal der Prediger Abraham a Santa Clara auf, wetterte gegen die Laster der Welt und mahnte zur Umkehr. Was tat das hehre Konzertpublikum? Es bewegte sich tatsächlich kurz darauf widerstandslos in die Stiftskirche und lauschte dem „Kyrie" der „Missa Maria Concertata" von Christoph Strauß. Ob Abraham das wohl so gemeint hat?

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