Sie befällt mich von Zeit zu Zeit, etwa alle paar Monate, und wenn sie da ist, ist es schon zu spät: Weder gute Ratschläge noch Schokolade noch das Lieblingsbuch sind imstande, sie wegzubringen. Die Rede ist von der Wien-Krise. Sie ist eine Krankheit, die ausschließlich Nicht-Wiener, die aus irgendeinem Grund in Wien leben müssen, heimsucht, und darunter vorzugsweise jene, die nicht in einer Großstadt aufgewachsen sind.Die Krise kann morgens beginnen, wenn ich zusammen mit Dutzenden anderen Menschen im U-Bahn-Waggon stehe und das routinemäßige Abschalten und Wegschauen einfach nicht
Die Wiener Philharmoniker, das ist eine Sache. Eine andere Sache ist die Interpretation Alter Musik, genauer gesagt jene der Johannespassion von Johann Sebastian Bach.Philippe Herreweghe, einer der Pioniere auf dem Gebiet der Alten Musik, versuchte im Rahmen des Wiener Osterklanges das Kunststück, beides in Einklang zu bringen. Was herauskam, war ein fragwürdiger Kompromiß.Der instrumentale Part pendelte zwischen einem recht satten, durch leidenschaftliche Vibrati (gerne auf Schlußtönen!) angereicherten, recht routiniert wirkenden Philharmonikerklang, der allerdings nicht viel mit dem
Das W ichtigste auf der Welt seid ihr für mich, ihr Kinder. Und außerdem liebe ich Musik: ich höre gerne Musik, ich tanze gern, ich singe gern und ich versuche, mit den verschiedensten Instrumenten Musik selbst zu machen”. Das sagt Allegret-to, der Musikclown der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, zu seinen kleinen Besuchern im Konzertsaal. Allegretto ist mehr als eine Person: es ist ein seit 1993 bestehender Konzertzyklus mit vier Konzerten pro Saison für Kinder ab fünf Jahren.„Spiel und Lebendigkeit in und um Musik stehen im Mittelpunkt”, erläutert Desiree Hornek, die für
Wenn sich am Faschingsdienstag Menschen bunte Masken aufsetzen, wird gleichzeitig weltweit jener gedacht, deren Leben von Krankheit und Leiden gezeichnet ist: Am 11. Februar wird der 5. Welttag der Kranken gefeiert.
Auf blaßblauem Hintergrund lächelt Österreichs Lieblingsblondschopf entgegen. 717.000 Mal - in jedem Postkasten eines katholischen Haushaltes der Erzdiözese Wien. Auf „Goldis" Haupt ist locker das Wort „Dialog" gekritzelt, unter seinem Kinn prangt in weißen Lettern die Aufschrift „Die Kraft der Sieger". Ein Kommunikationsblatt für Jungsportler? Falsch. Ein Sportmagazin für Manager und Kommunikationstrainer? Alles falsch. Was es wirklich ist, prangt recht unscheinbar in mageren weißen Majuskeln auf der Stirn von Andi Goldberger: DAS MAGAZIN IHRER KIRCHE.Nach langen
Neun Männer treten auf das Podium, setzen sich an einen rechteckigen, mit einem grünen Tuch verhängten Tisch. Einer verschränkt die Arme, der andere schlägt ein Bein über das andere, der dritte schaut in die Luft. Dann hebt er einen grünen Bleistift hoch, und ein Spektakel beginnt: Ein Poltern, Lachen, Bellen, Schreien, Bassein, Klagen, Juchzen, alles, nur kein gewohntes Singen ist in den nächsten Stunden zu hören. „Clement Janequin", eines der bekanntesten Vokalensembles für Renais-sancepolyphonie, zeigte sich von seiner lebendigsten, komödiantischsten Seite im Rahmen der
In einer Ecke des Foyers steht ein Mann und bläst mit geschlossenen Augen ein dudelsackähnliches Instrument. Kräftige, etwas schnarrende Töne erfüllen den Raum, erinnern an das schottische Hochland und an spätmittelalterliche Festzüge. Bodo Schulz ist Sackpfeifenmacher in Berlin. Das eigenartige quäkende Ding ist eine von mehreren historischen Sackpfeifen, die er in den letzten Jahren gebaut hat. Da gibt es das „Hümmelchen“, einen kleinen, eher leisen Dudelsack, der aus Ahorn gebaut und die „Grande Cor-nemuse Bourbonnai-se“, die über eineinhalb Oktaven reicht. Schon das
Es kracht längst nicht mehr im Gebälk. Der ganze Dachstuhl ist mittlerweile eingefallen. Wir haben ihn schon, the day öfter, sind in der „nachkatastrophalen Ära“. So diagnostizierte der Frankfurter Sozialforscher und Theologe Norbert Copray auf der diesjährigen Pastoraltagung das Verhältnis der Jungen zur Kirche (vergleiche Beitrag in FURCHE Nr. 1/Seite 6).Nicht nur der Kirche ist die Jugend entglitten, wie eine Multi-Media-Show des Osterreichischen Instituts für Jugendforschung deutlich machte. Teens von heute bewegen sich in Megatrends. Und zwar in ihrer beliebtesten
Menschen wie er werden durch Ihre Hilfe zu Priestern ausgebildet". Mit diesem Slogan ruft „Missio Austria" zur Kirchensammlung am 6. Jänner 1997 auf. Der prominente Mann, der vom Foto herunterlächelt, ist kein geringerer als der jüngste Friedensnobelpreisträger: Bischof Carlos Belo aus Osttimor.Der 48jährige Salesianer, der als erster katholischer Bischof für seinen Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung die hochangesehene Auszeichnung erhielt, entstammt einer achtköpfigen Familie und wuchs in Ost-Timor auf. Nach seiner theologischen Ausbildung in Born und
Anno 1904 beschrieb der slowenische Schriftsteller Ivan Can-kar das Schicksal der kleinen Malci, die im „Haus der Barmherzigkeit” ein Dasein zwischen Leben und Tod fristet.
Angst hat keinen Namen. Sie ist überall und nirgends, alle kennen sie und doch hat sie keiner je gesehen. Angst, das wissen wir seit Kierkegaard, ist im Unterschied zur Furcht auf kein bestimmtes Objekt gerichtet.In der Geschichte tauchen neben den ganz persönlichen Ängsten eines Individuums immer wieder zeittypische Ängste auf. Eine Epoche, in der sich die realen Ängste (Bedrohung durch Pest oder Kriege) auffallend verstärkten durch religiös motivierte Ängste, war das Mittelalter. Dieses Phänomen untersucht der Mentalitätshistoriker Peter Dinzelbacher in seinem neuesten Buch
Ein kleines 'Theater zeigt, daß es auch anders gehen kann: Ohne Subventionen, professionell und unkonventionell. So präsentierte sich das Stadttheater Mödling anläßlich seiner Eröffnung vor wenigen Tagen. Auf der traditionsreichen Mödlinger Bühne, einem Theaterbau aus dem Jahr 1913, wird der 'Theaterbetrieb mit einem bunten Programm wieder aufgenommen. Arthur Schnitzlers „Fräulein Else” kommt ebenso zur Aufführung wie Abraham a Sancta Claras Predigten über das „Fressen und Saufen”. Auch zeitgenössische Künstler werden in einer eigenen Beihe vorgestellt. Den Anfang macht
Wien, 17. Bezirk, Krankenhaus „Zum göttlichen Heiland”, zweiter Stock rechts. Keine Station wie jede andere. Eine weit offene Tür lenkt von der in Augenhöhe angebrachten Aufschrift ab: „Hospiz” steht hier in großen Lettern.„Wir sind keine Pflege- und Sterbestation”, grenzt sich Michael Preit-schopf, ärztlicher Leiter des Hospizes sowie Oberarzt in der Internen Abteilung, von der nicht selten vorkommenden falschen Interpretation, wonach hier schwerkranke Menschen bis zu ihrem Tod gepflegt werden, ab. „Es ist unser Ziel, die Iebensqualität von Schwerkranken und Sterbenden zu
Gepflegte Musik in persönlicher Atmosphäre und abseits des musikalischen Massenbetriebs, dieser Aufgabe widmet sich die „Gesellschaft der Freunde des Cembalos” seit ihrer Gründung 1995. Der Verein, der sich schwerpunktmäßig der Organisation von Konzerten widmet, will aber nicht allein für das Cembalo interessieren. „Es geht uns um die Pflege der Alten Musik und auch um deren Umfeld”, beschreibt der Präsident der Gesellschaft Karl Komon seine Ausrichtung. Zu den „Freunden des Cembalos” zählen deshalb auch andere historische Instrumente wie Traversflöte, Viola da gamba oder
Eine Plattform bestehend aus ARGE Schöpfungsverantwortung, Österreichische Bergbau-ernvereinigung, Tierschutzverein Vier Pfoten und Ökobüro initiiert ein „Gentechnik-Volksbegehren", dessen Eintragungswoche im Frühjahr 1997 laufen soll. Es handelt sich dabei nicht um einen Rundumschlag gegen Gentechnik im allgemeinen. Es geht um eine gezielte Initiative in einem Bereich, in dem jetzt schon absehbar ist, daß die Gentechnik auf lan -ge Sicht enormen Schaden anrichten wird: bei den Nahrungsmitteln und in der 1 Landwirtschaft.Die erste Forderung des Volksbegehrens: Keine gentechnisch
Man hört sie nicht, man sieht sie nicht. Sie haben keinen Ge-.schmack und brennen nicht auf der Haut. Radioaktive Strahlen, vor Tschernobyl längst kein Thema für die Öffentlichkeit, sind seit dem Supergau von 1986 einer der größten Angstfaktoren für die österreichische Revölkerung.Der Reaktorunfall löste aber auch ein intensives Nachdenken über die zukünftige Absicherung gegen ähnliche Unfälle und ihre Folgen aus. So wurde speziell für den Strahlenschutz ein umfassendes Sicherheitskonzept ausgearbeitet. Pünktlich zu Reginn des Jahres 1996 gab das Innenministerium einen
Seit einigen Jahren gibt es für junge Österreicher eine Alternative zum herkömmlichen Zivildienst - den Gedenkdienst an Holocaust-Gedenkstätten in aller Welt.
Niemand wird uns Frauen etwas schenken. Wir müssen alles erkämpfen.” So formulierte die Prager Theologin Mila Hradecna die Notwendigkeit der Stunde, um die ökonomische Situation von Frauen in Europa zu verbessern.Die protestantische Theologin mit Schwerpunkt Frauenarbeit ist Mitglied des Internationalen Vorbereitungsteams der Ersten Europäischen Frauensynode, die vom 21. bis zum 28. Juli 1996 in Gmun-den stattfinden wird. Einer der Schwerpunkte der Synode wird das Sichtbarmachen und Analysieren der Lebensbedingungen von Frauen in ganz Europa sein. Diese können sehr unterschiedlich sein;
Look, they are playing Strauß!", hörte ich begeistert einen jungen Amerikaner in Melk zu seiner Begleiterin sagen. Sollte er in dem Konzert gewesen sein, wäre er wohl überrascht gewesen: Nicht der Walzerkönig wurde bei den diesjährigen Internationalen Barocktagen in Melk aufgeführt, sondern Christoph-Strauß (uml575/8(M631). Der Wiener Organist, der für kurze Zeit Kapellmeister am Kaiserhof und später zu St. Stephan war, komponierte 36 Motetten in der Tradition Gabrielis, außerdem eine Anzahl von Messen. In derselben musikalischen Tradition ist auch sein Zeitgenosse Giovanni
Kollegin K. ärgert sich: Ihre Stellungnahme bei der wöchentlichen Konferenz scheint nicht gehört worden zu sein. Die Diskussion ihrer Kollegen geht weiter, ihr Beitrag wird nicht einbezogen. Ist Frau K. nur ein Einzelfall, eine Frau, die zu leise spricht, die sich nicht durchsetzen kann, ist das ganze also nur „ihr Problem” - oder steckt dahinter etwa mehr?Danach, was hinter solchen und vielen anderen Situationen im Leben von Frauen steckt, fragen Frauenbewegungen im allgemeinen und Feministinnen im besonderen seit geraumer Zeit. Längst nicht mehr wahrgenommene Ungerechtigkeiten (viele
Zwischen einer Dose Red Rull, dem neuen Eistee, den Dinkelkeksen und dem Rosmarin-Sham-poo, die den Einkaufskorb meines Nachbarn in der U-Bahn füllten, machte ich eine merkwürdige Entdeckung. Lagen doch da die Predigten des Meister Eckhart, von einem Salatblatt ein wenig verdeckt. In beiden Händen hielt mein Gegenüber „Die neueste Anleitung zum Yoga", wie mir der Buchtitel verriet, und auf seiner Brust baumelte ein Medaillon, auf dem mir Yin und Yang entgegenblinkten.Die gedankliche Synthese, die ich zwischen den Dingen herzustellen versuchte, mußte entweder tragisch für alle
Wenn ich ein Buch mitnehmen könnte auf eine Insel, dann wären es sicher die Psalmen", sagt Milan Machovec. Im nächsten Augenblick wägt er nüchtern ab, was man von Gott sagen und was nicht sagen kann - und verbleibt als Skeptiker. Aber auch die Skepsis sei nicht das Letzte, räumt er schließlich ein, man könne sie nicht als Weltanschauung nehmen. „Wenn man mich fragt, was ich eigentlich bin, Kryptojesuit, Protestant, Christ oder Jude, dann sage ich: Ich weiß es nichlj!"Jenseits der Kategorien und im Spannungsfeld zwischen Glaube und Skepsis - so präsentierte sich der Prager
Wenn es draußen kalt ist, schlafen sie in leeren Zugwaggons, öffentlichen WC-Anlagen oder in Notschlafstellen. Natascha, Daniel. Im Sommer weichen sie auf die Wiener Donauinsel, in den Prater oder in Parks aus. Michael, Robert und Klaus. Tagsüber halten sie sich in U-Bahn-Stationen, etwa im Umkreis der Drogenszene am Wiener Karlsplatz, auf oder streunen in Fußgängerzonen herum. Andreas, Birgit. Sie treten meistens in Grüppchen auf und sind im Teenager-Alter. Einige nehmen Drogen, andere trinken, manche sind Punks mit lila gefärbtem Haar.Viele aber sind äußerlich unauffällig, ganz
Fasten ist „in". Die neueste Diät, eine Entschlackungskur oder gar ein mehrwöchiges Heilfasten in einer der vielen Fastenkliniken oder einem Kurhotel sollen die überflüssigen Kilos wieder zum Schwinden bringen. Was das Fast-Food deformiert hat, soll das Fasten wieder herstellen - die Idealfigur. Gemessen wird diese Idealfigur an Gewichtstabellen, Kleidergrößen und am Blick in den Spiegel.Eine sehr reduzierte Einstellung, wie die Leiterin des Kurhauses der im burgenländischen Mönchhof gelegenen Abtei Marienkron, Kommerzial-rätin Äbtissin M. Rosaria Golsch (Ocist), findet.
Wie gehen die Österreicher mit dem Alkohol um? Wie aus einer IFES-Studie aus dem Jahr 1994 hervorgeht, konsumiert etwa ein Drittel der Wiener Bevölkerung mehrmals pro Woche Alkohol; Männer in höherem Ausmaß (38 Prozent) als Frauen (27 Prozent). In absoluten Zahlen sind dies 140 Liter Bier, 25 Liter Wein und Sekt und sieben Liter Spirituosen, die der Durchschnittsösterreicher jährlich verbraucht. Herwig Scholz, Primarius im Sonderkrankenhaus De la Tour in Treffen (Kärnten), berichtet, daß die Zahl der Dauerkonsumenten vor allem bei Frauen und Jugendlichen in den letzten Jahren
Lieder verändern Menschen und Menschen verändern die Welt”. Dieses Motto prägt die international besetzte Frauenband Gen verde, die seit über dreißig Jahren mit Konzerten und Plattenaufnahmen in insgesamt sieben Sprachen aktiv ist.Gen verde ging als weibliches Pendant zur männlich besetzten Musik-gruppe Genrosso aus der von Chiara Lubich gegründeten Fokolarbewe-gung mit Sitz in Loppiano, Italien, hervor. Als die Gründerin zu Weihnachten 1966 einigen Mädchen ein grünes Schlagzeug schenkte, war der Name der Rand geboren: „Gen” steht für „Neue Generation”, „verde”
Ein mittelalterlicher Mönch, ein neuzeitlicher Kirchenbesucher, ein zeitgenössischer Discofreak, was haben sie gemeinsam? Die Gemeinsamkeit der neunziger Jahre besteht in einem Wort: Gregorianik. Die Rede ist von dem im frühen Mittelalter entstandenen einstimmigen Gesang der römischen Liturgie, der nach Papst Gregor I. dem Großen (590 bis 604) „Gregorianischer Choral” benannt wird.Die Blütezeit dieser Gesänge war im Hochmittelalter. Erst Ende des vorigen Jahrhunderts wurden sie in der „Schule von Solemnes” für die liturgische Praxis wiederentdeckt, eine Aufgabe, welche in den
Es konnte tatsächlich idealer nicht sein: Unter dem Barockhimmel des Kolomanisaals im Stift Melk erklang Bachs berühmte „Air” aus der dritten Ouvertüre auf historischen Instrumenten. Dieses gelungene Zusammenspiel von Architektur, Akustik und musikalischer Darbietung machte die diesjährigen Melker Pfingstkonzerte zum Anziehungspunkt eines breiten Publikums.1979 ins Leben gerufen widmen sich die von der Stadtgemeinde in Zusammenarbeit mit dem Stift Melk veranstalteten Konzerte seit nunmehr drei Jahren ausschließlich der Barockmusik. Die anfangs eher kleine Zuhörerschaft entwickelte
Thomas Bernhard hatte viele Gesichter. Dies wird, wieder einmal, in einer vom Französischen Kulturinstitut veranstalteten Fotoausstellung im Studio Moliere deutlich. Porträts, die Sepp Dreissinger vom Schriftsteller in den achtziger Jahren angefertigt hat, werden präsentiert.Nicht der Zyniker, der Welt- und Menschenverächter, der Spötter der Nation spricht aus diesen Bildern, sondern Bernhard als Mensch, inmitten seiner Heimat in Ohlsdorf, oder im Cafe Bräunerhof in Wien: mit entspannter Miene, manchmal leicht lächelnd.Die Fotos (siehe das Bild auf Seite 23) berühren fraglos; sie
Tricksen wir den Schöpfer aus?“ lautete die provokante Frage der diesjährigen Seckauer Gespräche zum Thema „Gentechnik - Segen oder Fluch?“. Die insgesamt 43 vorwiegend älteren Teilnehmer, unter ihnen eine nicht geringe Anzahl Mediziner, Biologen und Techniker, waren sich am Ende mehrheitlich einig: Gentechnik ist auf dem Hintergrund des biblischen „Macht euch die Erde untertan“, das den Fortschritt legitimiert und gutheißt, zu sehen. Wir tricksen nicht Gott aus, eher uns selbst.Als wesentlich betrachteten es viele Teilnehmer, „falsche Ängste vor dem Fortschritt“ abzubauen.
Der tschechische Schriftsteller JffiWeil erzählt in seinem 1937 erschienenen und damals verbotenen Roman vom Moskau der dreißiger Jahre. Die junge Ri, aus einer vornehmen mährischen Familie stammend, folgt ihremMann Robert nachMoskau. Ihre Welt, bestehend aus den Boulevards, Geschäften und Cafes, „die Welt des Stephansdomes“, zerbricht dort mit einem Schlag: Der Moskauer Alltag holt sie ein. Verzweifelt kämpft sie um die Erhaltung des mitgebrachten Stückchen Europas,Doch der Traum einer vollkommenen Welt, der sie immer begleitet hat, ist stärker. Freiwillig wählt sie Arbeit und
Wenn die „Neue Zürcher Zeitung" (17/18. 5. 1992) von der „Gretchenfrage in der österreichischen Politik" spricht, nämlich wie man zu Jörg Haider stehe, steht dies exemplarisch für-ein aktuelles Phänomen in der politischen Szenerie: Es gibt offensichtlich keine positiven Werte mehr, an denen Parteien sich messen und an denen sie ihre Position festmachen können. Als Maß bleibt einzig das Unmaß.Was im kleinen (Österreich) also längst der Fall ist, vor dessen kollektiver Ausformung warnt Alain Mine in seinem neuen Buch. „Der Nationalpopulismus ist dabei, zum Mittelpunkt
Der Briefträger war wieder da. Wieder bringt er eine Warnung mit: die Warnung vor einer „schönen neuen Welt", in der „Menschen anfangen, ihre Unterdrückung zu lieben und die Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zunichte machen".Der Schwerpunkt von Neil Post-mans neuem Buch liegt bei der Frage nach der Entwicklung der Technik von der Werkzeugkultur über die Technokratie bis hin zur jetzigen Phase des „Technopols". Dies besteht in der „Vergöttlichung der Technologie, und dies bedeutet, daß die Kultur ihre Beglaubigung in der Technologie sucht, daß sie
„Eine Stadt, die fähig wird, über sich zu sprechen, wird auch eine Sprache dafür finden, was mit ihr geschehen ist." Das schreibt Karl Schlögel in seinem Buch „Das Wunder von Nish-nij oder die Rückkehr der Städte".Das Buch ist eine Zusammenfassung seiner in den letzten Jahren veröffentlichten Essays und Berichte über osteuropäische Städte. Als profunder Kenner dieses so ganz anderen Teiles Europas beschreibt der Autor das Erwachen Osteuropas.Geschichtsträchtige und doch lange vergessene Städte wie Wilna, Lemberg, Czemowitz oder Nishnij Nowgorod sowie Metropolen wie