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Weibliche Armut
Niemand wird uns Frauen etwas schenken. Wir müssen alles erkämpfen.” So formulierte die Prager Theologin Mila Hradecna die Notwendigkeit der Stunde, um die ökonomische Situation von Frauen in Europa zu verbessern.
Die protestantische Theologin mit Schwerpunkt Frauenarbeit ist Mitglied des Internationalen Vorbereitungsteams der Ersten Europäischen Frauensynode, die vom 21. bis zum 28. Juli 1996 in Gmun-den stattfinden wird. Einer der Schwerpunkte der Synode wird das Sichtbarmachen und Analysieren der Lebensbedingungen von Frauen in ganz Europa sein. Diese können sehr unterschiedlich sein; grundsätzlich konstatieren aber die Veranstalterinnen „eine globale Verschlechterung der ökonomischen Situation von Frauen”. So verdienen weltweit Frauen bei gleicher Arbeit noch immer weniger als Männer.
Unter dem kommunistischen Regime erhielten weibliche Arbeitskräfte etwa 60 Prozent des Gehaltes ihrer männlichen Kollegen, und auch jetzt sei die Situation nicht viel besser, berichtete Hradecna. Es gehe darum, so die Theologin, sich an das historische Wirken von Frauen zu erinnern. Gerade die religiöse Tradition ihres Heimatlandes sei sehr stark durch Frauen geprägt worden. Sie haben in der hussitischen Bewegung eine große Rolle gespielt und auch gepredigt.
Daß heute viele Frauen von einer sehr subtilen Diskriminierung in vielen Lebensbereichen betroffen sind, liegt, wie Mila Hradecna betont, nicht allein an den Umständen, sondern an der politischen Untätigkeit der Frauen. Es mangle nicht an Bildung, Kompetenz und Leistungsfähigkeit, wie die Prager Theologin herausstrich, sondern am notwendigen Selbstbewußtsein der Frauen. Im tschechischen Parlament liegt der Frauenanteil bei nur 15 Prozent, in Osterreich ist immerhin ein Viertel der Abgeordneten weiblichen Geschlechts. Die Theologin bemängelte auch, daß es in Tschechien kein offizielles Organ gibt, das sich mit Frauenfragen beschäftigt.
Neben den ökonomischen Aspekten weiblicher Lebensbedingungen werden Politik, Spiritualität und Identität weitere Schwerpunktthemen der Gmundner Synode bilden; 108 Workshops werden sich diesen Themen widmen. Zu dem Zusammentreffen haben sich bislang knapp tausend Teilnehmerinnen aus rund 30 Staaten angemeldet.
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