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Solidarität bleibt selbstverständlich

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„Hoffnungsträger in einer festgefahrenen ökumenischen Landschaft", das ist für Inge Schintlmeister, Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit, die Zusammenarbeit von Frauen, über konfessionelle Grenzen hinweg.

Deutlich sichtbares Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Österreichische Frauensynode, vom 2. bis 4. Oktober im Bildungshaus Puchberg bei Wels. Diese Synode wird nämlich wesentlich unterstützt von der „Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Forum christlicher Frauen in Österreich", der nicht nur römisch-katholische Frauen angehören, sondern auch evangelische und altkatholische.

Für die Frauen, die die Synode vorbereiten beziehungsweise dort eine besondere Funktion haben, ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit. „Feministische Theologie war von Anfang an ökumenisch", erklärt Evi Krobath, die in Puchberg einen Arbeitskreis leiten wird, „ein konfessionelles Dilemma ist nie aufgetaucht."

Als evangelische Theologin wird sie das Thema „Matriarchale Spuren und weibliche Gottesbilder in Religionsgeschichte, Bibel und jüdischer Mystik" behandeln. Dieses Thema ist für Katholikinnen und evangelische Frauen gleichermaßen interessant, wenn auch vor einem unterschiedlichen Hintergrund.

Das Anliegen gehe hier stärker von den Katholikinnen aus, meint Krobath, und zwar weil diese in ihrer Kirche wesentlich weniger Macht hätten als die (zumindest auf dem Papier) gleichberechtigten evangelischen Frauen. Weibliche Gottesbilder stärken hier das Selbstbewußtsein der katholischen Frauen.

Evangelischen Christinnen hingegen mangelt es, laut Krobath, an Identifikationsfiguren, sie haben keine Heiligen, keine Maria, keine Theresa von Avila, die sie sich zum Vorbild nehmen könnten. Weibliche Gottesbilder könnten dieses Bedürfnis nach Identifikation befriedigen.

An diesem Aspekt, den weiblichen

Gottesbildern, wird sehr schnell deutlich, wie befruchtend das ökumenische Miteinander wirkt. Erst die verschiedenen Sichtweisen und unterschiedlichen Ausgangspunkte ermöglichen es, dem Facettenreichtum des Themas einigermaßen gerecht zu werden.

Das soll nun nicht heißen, daß bei der Frauensynode (und im Gespräch feministischer Christinnen allgemein) nur Fragen der Wissenschaft im Vordergrund stehen. Genauso wichtig ist auch das Bestreben, konkrete Mißstände aufzuzeigen und auszuräumen. Ziel der evangelischen Frauen ist es dabei, Solidarität mit den noch schlechter gestellten Katholikinnen zu demonstrieren. Und natürlich das gemeinsame Engagement für die Gleichbehandlung, die in beiden Kirchen in der Praxis zu wünschen übrig läßt. „Demonstrierte Frauensolidarität und Ökumene sollen ein Signal für alle Kirchen im Land sein, die von Männern geprägt sind", meint Evi Krobath.

Ökumene erweitern

Die Solidarität, die die Österreicherinnen bei der Vorbereitung der Frauensynode an den Tag legen, stößt übrigens europaweit auf Bewunderung. Die Basis der christlichen Frauen, die die Synode tragen, ist nicht überall so breit wie in Osterreich.

In manchen Ländern gibt es Differenzen zwischen mehr und weniger feministisch eingestellten Frauen. In Deutschland herrschen auch Meinungsverschiedenheiten zwischen den Frauen der verschiedenen Kirchen, die die Vorbereitung der deutschen Frauensynode beeinträchtigen. Gerade deshalb ist die ökumenische Zusammenarbeit in Österreich wichtig für ganz Europa.

Aber auch in Österreich gibt es im Zusammenhang mit Frauen und Ökumene noch einiges zu tun. Ein nächster Schritt wird sein, verstärkt mit den orthodoxen Frauen zusammenzuarbeiten. Mit ihnen gibt es zwar jetzt schon Gespräche, aber an der Synode in Puchberg beteiligen sie sich noch nicht.

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