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Sie sorgen für Aufregung
Die Ende August abgehaltene Studientagung der KFBÖ zum Thema „Frauen in der Bibel" war gekennzeichnet von emanzipato-rischem Verhalten — oder zumindest von solcher Sehnsucht —, von intensivem Nachdenken, begierigem Hören und blutvollem Aktualisieren. Daran tat die heterogene Zusammensetzung, sowohl was das Alter der mehr als 100 Teilnehmerinnen, als auch deren Bildungsstand betraf, keinen Abbruch. Frauen haben sich in den biblischen Frauen wiedergefunden.
Etwa in der Person der Esther, deren Geschichte „unheimlich dichtes Leben" ist, die mit weiblicher Klugheit das Leben ihres jüdischen Volkes vor Vernichtung rettet. Die Analogie zum Jetzt war nicht schwer herzustellen: Die slowenischen Frauen des Esther-Arbeitskreises initiierten eine Resolution gegen das Volksbegehren, das die Trennung von „deutschen" und „slowenischen" Kindern in den Südkärntner Volksschulen zum Ziel hat. Diese Resolution, in der unter anderem die Verantwortlichen in Politik und Kirche aufgefordert werden, „dem demokratischen Prinzip, Minderheiten zu fördern, ihre Rechte zu schützen und dem christlichen Liebesgebot, den Schwachen und den Bedrängten zu helfen, treu zu bleiben", wurde von den Tagungsteilnehmerinnen einstimmig verabschiedet.
Und da war die Gestalt Mirjams, eine Frau neben Moses, gleichberechtigt und gleich engagiert. „Ross und Reiter warf er ins Meer", so hat Mirjam erlebt, wie Macht untergeht, nicht nur Militärmacht, sondern Macht in der Welt.
Das Besondere an diesen Bibelarbeiten war deren szenische Darstellung in der abendlichen Vesper. Liturgie von Frauen gestaltet. Eine ganz neue Erfahrung war es wohl auch für die wenigen männlichen Tagungsteilnehmer, die mit Frauenbischof Alois Stöger als geistlichen Assistenten die weiblichen Delegationen begleitet hatten.
Das vorangegangene Referat von Roswitha Unfried (Linz) hätte, trotz einiger Impulse und Hinweise auf alttestamentliche Frauen, „die wußten was sie wollten", solch aktualisierte und glaubensvolle Auslegung nicht vermuten lassen.
Eine Annäherung an „Maria die makellose, die gnadenvolle, die reine, die Magd" sei für heutige Frauen außerordentlich schwierig, meinten Diskutantinnen nach dem Vortrag der Benediktinerin Corona Bamberg (Herstelle/ BRD). Obwohl die Referentin ein sehr differenziertes Marienbild aus den letzten Jahrhunderten zeichnete und auf Konstruktionen hinwies, die „theologisch nicht mehr haltbar" waren, fand sie nicht allseitige Zustimmung.
Einig war man sich darüber, daß man auf der Suche nach einer Sprache bleiben müsse, in der man sich verständlich machen könne, ohne Substanz aufzugeben. Keinesfalls dürfe man Maria auf die „Schwester im Glauben" reduzieren, wie es gewisse feministische Theologinnen und Theologen täten. Die Mutter des Herrn müsse auch als die Mutter der Glaubenden verehrt werden.
Viel Beifall erntete Ernst Bräuer (Linz). Nach der Rückschau auf den „spontanen und partnerschaftlichen Umgang" Jesu mit den Frauen, deren vielfältige Dienste in Liturgie, Gemeindeleitung und Mission, befänden sich heute die Männer in der Kirche in der Situation der Emmaus-jünger: „Frauen haben uns in Aufregung versetzt". Kirche wer-,de nur glaubwürdiges Heilszeichen sein können, wenn Frauen als gleichwertige Partner ernstgenommen, wenn das Weibliche in der Kirche weder abgewertet, noch verkürzt oder verdrängt ' werde. „Sollten Frauen nicht versuchen, ihre eigene weibliche Vollzugsweise in der Kirche, in Verkündigung, Liturgie und Amt zum Tragen zu bringen"?
An Versuchen hat es bisher nicht gemangelt. Und — war Frage an die richtigen Adressaten gerichtet?
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