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Keine Zulassung von Frauen zum Priesteramt

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Die katholische Kirche wird auch weiterhin an ihrer seit 2000 Jahren bewahrten Tradition festhalten, das Priesteramt nur Männern vorzubehalten. Das ist das Resümee einer von der römischen Glaubenskongregation im Auftrag des Papstes gemachten „Erklärung über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt”, die im Vatikan veröffentlicht wurde.

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Die katholische Kirche wird auch weiterhin an ihrer seit 2000 Jahren bewahrten Tradition festhalten, das Priesteramt nur Männern vorzubehalten. Das ist das Resümee einer von der römischen Glaubenskongregation im Auftrag des Papstes gemachten „Erklärung über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt”, die im Vatikan veröffentlicht wurde.

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Kirchenversammlungen verschiedener Länder - darunter die Österreich-Synode-hatten das Ersuchen an Rom gerichtet, diese Frage neu zu prüfen. Ein weiterer Anlaß zur Veröffentlichung des Dokumentes war die Entscheidung der anglikanischen Kirche, auch Frauen mit dem geistlichen Amt zu betrauen. Angesichts dieser Umstände - heißt es in dem Dokument - halte es die Glaubenskongregation für ihre Pflicht, die Haltung der katholischen Kirche in dieser Frage „näher zu erklären”: „Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild ihres Herrn nicht dazu berechtigt, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen.”

Dieser Auffassung sei die Kirche seit ihrem Bestehen gewesen. „Die Tradition der Kirche ist in diesem Punkt durch die Jahrhunderte hindurch so sicher gewesen, daß das Lehramt niemals einzuschreiten brauchte, um einen Grundsatz zu bekräftigen, der nicht bekämpft wurde, oder ein Gesetz zu verteidigen, das man nicht in Frage stellte.” Diesselbe Tradition sei im übrigen auch von den Ostkirchen treu bewahrt worden.

Christus habe keineswegs, wie verschiedentlich behauptet wird, nur infolge der äußeren Umstände seiner Zeit oder irgendwelcher „Opportunitätsgründe” ausschließlich Männer zu seinen Aposteln erwählt. Das zeige sich darin, daß er gegenüber den Frauen eine Haltung eingenommen habe, die im Gegensatz zu der seiner Umwelt gestanden sei. Er habe in dieser Frage mit den Vorurteüen seiner Zeit gebrochen, indem er „konkreten Formen der Diskriminierung der Frauen entschlossen entgegengetreten” sei. Frauen hätten ihn begleitet, Frauen hätten auch das Privüeg gehabt, Christus nach seiner Auferstehung als erste zu sehen. Diese Fakten machten die Tatsache noch bemerkenswerter, daß Christus das Amt der Apostel den Frauen nicht anvertraut habe, ja daß selbst Maria, deren „erhabene Funktion in den Evangelien hervorgehoben wird, nicht mit dem apostolischen Amt betraut” war.

Auch die Apostelgemeinde sei der Verhaltensweise Christi treu geblieben, und dies auch im hellenistischen Kulturraum, wo es die im Judentum praktizierten Diskriminierungen der Frau nicht gab und wo Frauen als Priesterinnen verschiedener Kulte fungierten. Obwohl Frauen zur Mitarbeit bei der christlichen Verkündigung herangezogen worden seien, habe man doch niemals daran gedacht, sie mit dem Priesteramt zu betrauen. Das Amtspriestertum habe man in der von Christus gewollten Form bewahren wollen.

Die Kirche habe an sich eine „gewisse Verfügungsgewalt” über die von ihr verwalteten Sakramente, also auch über die Priesterweihe, doch sei diese Vollmacht „begrenzt”. Über diese Grenzen zu wachen, sei Aufgabe des kirchlichen Lehramtes, das sich an die Verhaltensweise Christi gebunden wisse.

Das Dokument würdigt den „entscheidenden Beitrag” der Frauen für das Leben und die Geschichte der Kirche, ihre Mitarbeit in den kirchlichen Gremien und Ämtern einschließlich einiger Kurienorgane sowie ihren „apostolischen Einsatz”. Es bekennt sich mit Nachdruck zum Prinzip der Gleichheit von Mann und Frau (die nicht Identität bedeute) sowie zur Gleichheit der Rechte der menschlichen Person und macht sich die vom Konzil ausgesprochene Verurteilung der Diskriminierung der Frau zu eigen. Die Zulassung zum Priesteramt sei jedoch kein Recht, sondern resultiere aus einer „ausdrücklichen Berufung”. Es gebe keinen persönlichen Anspruch auf ein öffentliches Amt in der Kirche. Dazu komme, daß das seelsorgliche Amt nicht eine einfache Leitungsfunktion - vergleichbar den Formen staatlicher Autorität - sei. Die Aufgaben in der Kirche seien verschieden „und dürfen deshalb nicht vermischt werden”. Dabei gelte jedoch stets das Wort Christi: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt.” Nach Ansicht der Glaubenskongregation birgt die Kontroverse über die Priesterweihe für Frauen die Gefahr, daß die christlichen Frauen daran gehindert werden, „sich der Größe ihrer Sendung voll bewußt zu werden”. „Ihre Aufgabe” - heißt es abschließend - „ist heute von höchster Bedeutung sowohl für die Erneuerung und Vermenschlichung der Gesellschaft als auch dafür, daß die Gläubigen das wahre Antlitz der Kirche wieder neu entdecken.”

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