Wombat - © Foto: iStock / pelooyen

Plumpbeutler in Helden-Haft

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Hätten wir auch nur eine Spur der Energieeffizienz der Wombats, es gäbe keine Buschfeuer dieses Ausmaßes in Australien, weil es keinen Klimawandel gäbe.

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Hätten wir auch nur eine Spur der Energieeffizienz der Wombats, es gäbe keine Buschfeuer dieses Ausmaßes in Australien, weil es keinen Klimawandel gäbe.

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Menschen lieben Helden und sie lieben Tiere. Und manchmal fallen beide in eins – was den Menschen besonders gut gefällt. Eine solche Doppelkrone – Tierheld – hat man in diesen Tagen den australischen Wombats verliehen. Sie sind von belustigt beäugten nachtaktiven Grasfressern zu Helden mit Knopfaugen aufgestiegen. Im Internet verbreitete sich die Kunde, die Wombats hätten ihre Höhlen in den Buschfeuern mit anderen Tieren geteilt, ja die Flüchtlinge quasi in ihre Unterkünfte „geleitet“ und sie damit vor dem Tod gerettet. Die Geschichte schaffte es bis in die Kolumnen der Zeitungs-Edelfedern.

Dort sieht man Wombats als Vorbilder für Solidarität, als Models für gelungene (und nicht Kurz gedachte) Flüchtlingspolitik. Aber es gibt auch eine andere Version der Geschichte, die australische Biologen und Verhaltensforscher erzählen: Wombats, bis zu 40 Kilogramm schwere „Plumpbeutler“, die in ausgedehnten Gangsystemen leben, seien keineswegs „Retter“, nein, sie würden ihre Reviere sogar sehr aggressiv verteidigen. Zwar hatten Forscher schon lange vor den Bränden Tiere beobachtet, die die Höhlensysteme der Wombats nutzten – etwa Pinguine, Schmetterlinge und Koalas. Sie wurden aber sämtlich nicht von den Wombats „eingeladen“, sondern bestenfalls ignoriert. Wer als Feind wahrgenommen wurde, soll von den massigen Tieren kurzerhand erdrückt worden sein.

Hätten wir auch nur eine Spur der Energieeffizienz der Wombats, es gäbe keine Buschfeuer dieses Ausmaßes in Australien, weil es keinen Klimawandel gäbe.

Heldengefunkel also oder nur Heldengeflunker um die Wombats? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist, dass die Wombats der Wachstumsgesellschaft in ganz anderer Hinsicht etwas zu sagen hätten: Nämlich, wie man seinen Verbrauch drosselt und trotzdem zufrieden lebt. Durch einen stark verlangsamten Stoffwechsel befinden sich die Wombats praktisch die ganze Zeit über bei vollen Mägen auf Sparflamme und erreichen trotzdem eine beachtliche Größe. Auch ihr Wasserverbrauch ist viermal geringer als etwa jener der dürre-geeichten Kängurus. Nun erwartet niemand, dass die menschliche Gesellschaft „wombatisiert“.

Aber sie müsste ja auch nicht systematisch das genaue Gegenteil tun – indem sie ihre Effizienz- steigerungen in Sachen Energie durch immer mehr Verbrauch zunichte macht. Schon klar – diese Story ist viel öder als die Heldenretter-Geschichten aus der Brandkatastrophe im Busch. Aber das große Epos hinter der kleinen WombatSaga ist doch jenes: Wer immer mehr verbraucht, wird immer mehr Treibhausgasemissionen produzieren, die in der Folge immer mehr extreme Wetterereignisse, darunter Dürren und letztlich Waldbrände auslösen. Mehr Effizienz im Verbrauch könnte also Millionen mehr Koalas, Kängurus und Menschen retten, als die Wombats das je schaffen würden. Wir müssten dazu zur Abwechslung eben den Helden in uns suchen. Die Wombats wären ganz sicher dafür.

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