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Bei Luftalarm droht Autofahr-Verbot

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Genauso wie die Stürme des Herbstes sind auch Innsbrucks Wahlstürme einer vorwinterlichen Besinnung gewichen und so wagen die politischen Vertreter von Stadt und Land wieder über Probleme zu reden, die nicht unbedingt populär sind. Dazu gehört die Luftsituation in der durch besonders ungünstige topographische und meteorologische Verhältnisse belasteten Tiroler Landeshauptstadt

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß in Innsbruck, vor allem im Winter, „dicke Luft“ herrscht. Die im Auftrag von der Untergruppe „Umweltschutz“ des Tiroler Raumordnungsbeirates seit Jahren durchgeführten Untersuchungen haben im Raum Innsbruck und in weiten Bereichen des Unterinntales Werte ergeben, die zeitweise die in Österreich festgelegten Toleranzgrenzen weit überschreiten. Im Dezember 1976 war die Luftverschmutzung über Innsbruck sogar so arg, daß eine Warnung der Bevölkerung gerechtfertigt gewesen wäre. In den darauffolgenden Wochen durchgeführte Messungen der Hausbrandabgase haben ergeben, daß im Bereich zwischen Zirl und Wattens einschließlich des westlichen und südöstlichen Mittelgebirges zwei Drittel der Heizanlagen nicht den Bestimmungen der Tiroler Ölfeuerungsverordnung entsprechen.

Rund ein Viertel der Heizanlagen entsprechen nicht den Mindesterfordernissen der ÖNORM. Es wurde auch festgestellt, daß im Durchschnitt kleinere und mittlere Heizanlagen mit Druckölzerstäubern, die mit Heizöl extra-leicht betrieben werden, besser eingestellt sind als Großanlägen. Bei Verdampfungsbrennern ist die Situation etwas besser, aber auch bei diesen Anlagen entsprechen 50 Prozent nicht den Vorschriften.

All das ist Anlaß genug, endlich Gegenmaßnahmen zu ergreifen. So erhielten alle Besitzer und Inhaber von

Heizanlagen bereits ein Merkblatt vom Amt der Tiroler Landesregierung, das übersichtlich über die Lage und Verbesserungsmöglichkeiten informiert. Als Maßnahmen sind angeführt: Verwendung schwefelarmer Brennstoffe, optimale Einstellung der Brenner, bessere Wärmedämmung, Änderung des Heizverhaltens, Einbau von Wär- mezählem. Es wird darauf hingewiesen, daß durch umweltbewußtes Heizen letztlich auch eine Menge Geld gespart werden kann. Ganz ohne Opfer wird es allerdings nicht abgehen.

In Ergänzung zum Luftreinhaltege- setz des Landes ist eine Verordnung der Stadt Innsbruck über den höchstzulässigen Schwefelgehalt von Heizölen in Vorbereitung, in der die besonderen meteorologischen und topographischen Verhältnisse in diesem Raum berücksichtigt werden. Sollten auch heuer wieder so besorgniserregende Werte erreicht werden wie im vergangenen Winter, so wird in Innsbruck „Luftalarm“ gegeben mit all den Konsequenzen, die eine Notsituation erfordert: Drosselung der umweltbelastenden Heizungen und Stillegung des Autoverkehrs.

Es ist jedoch zu hoffen, daß es nicht so weit kommt, was allerdings weitgehend vom vernünftigen Verhalten der Bevölkerung, aber auch der Betreiber von Großheizanlagen abhängig ist. Auf lange Sicht wird eine zunehmende Umstellung auf umweltfreundliche Heizsysteme (Gas, Strom, Sonnenenergie usw.) unumgänglich sein. Eine verantwortungsvolle Rolle imtDienste des Umweltschutzes kommt neuerdings der Tiroler Bergwacht zu, die durch das kürzlich verabschiedete „Tiroler Bergwachtgesetz 1977“ praktisch zur „Polizei“ für Natur- und Umweltschutz mit dem Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts ernannt wurde.

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