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Celan-Forschung

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„Daß Celan sehr früh als Fortsetzer der seit dem Symbolismus für die europäische Lyrik weitgehend maßgebenden hermetischen Dichtung anerkannt wurde, hat die Qualität und die Verbreitung der Auseinandersetzungen mit seinem Werk nicht wenig gefördert.“ So urteüt John E. Jackson, vergleichender Literaturwissenschafter in Genf, in seinem Beitrag „Zur Celan-Forschung“, abgedruckt in dem Paul Celan gewidmeten Doppelheft der Reihe „Text und Kritik“. Dieses Heft dürfte für jeden, der sich für Paul Celan interessiert, unentbehrliche Pflichtlektüre sein. Als eine Art Zwi-

schenbericht der Celan-Forschung vereinigt es Beiträge unterschiedlichen Niveaus und Charakters: Einzeluntersuchungen (wie zu „Lila Luft“, einem Berliner Gedicht Celans, oder „Bemerkungen zum Zitat in der Lyrik Paul Celans“) und Gesamtinterpretationen (etwa „Zum ästhetischen Modus der Dichtung Paul Celans“), femer einen Bericht zum aktueUen Stand der Celan-Forschung und Bemerkungen zur historisch-kritischen Celan-Ausgabe, und schließlich eine von Stefan Reichert besorgte Bibliographie der Veröffentlichungen von und über Celan bis 1976.

Ein Beitrag verdient besondere Beachtung: „Poetischer Sarkasmus -.Fadensonnen' und die Wende zum Spätwerk“ von Hans-Peter Bayerdörfer. Der Aachener Germanist untersucht hier Formen des Wortspiels, Wortwitzes und der Sprachironie in der Lyrik Celans, eines Dichters also, dessen Interpreten sich (vermuüich in Korrespondenz mit dem tragischen Lebens- und Todesschicksal Celans) durch exzessive Humorlosigkeit auszuzeichnen pflegen, als seien die Gedichte Paul Celans, wenn schon schwer verständlich, außerdem noch die todernstesten Dinge der Welt. Womit Celan keineswegs in einen Humoristen umfrisiert werden soU. Dennoch kann nicht übersehen werden, daß Paul Celan auf dem Umschlagphoto des ihm gewidmeten Heftes der Reihe „Text und Kritik“ auf eigentümliche Weise lächelt. Worüber wohl?

Im Anhang findet sich ein Aufruf der Herausgeber der in Vorbereitung befindlichen historisch-kritischen Celanausgabe, der hier weitergegeben werden soU: „Besitzer von handschriftlichen Dokumenten Celans (Gedichthandschriften, Briefe, Widmungen und anderer handschriftlicher Eintragungen in gedruckte Ausgaben sowie auch sonstiger Dokumente) werden ersucht, diese für die Edition wichtigen Grundlagen dem Herausgeber im Original oder in Photokopie zugänglich zu machen: Prof. Dr. Beda Aüemann, Germanistisches Seminar der Universität Bonn, Arbeits-steUe Celan-Ausgabe, Am Hof 1 d, D-5300 Bonn.“ jqsef

PAUL CELAN. Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Text und Kritik, Heft 53154, München 1977.106 Seiten, öS 104,—

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